Thailand 9: Relax & fest zugepackt

Der nächste Morgen fühlt sich ein bisschen nach Katerstimmung an, auch ohne Restalkohol. Nach all diesen Erlebnissen soll nun plötzlch nichts kommen? Ich bin kurz davor, ein Busticket nach Pai zu kaufen, einem Nest weit oben in den Bergen – Thermalquellen, ein alter Hippie-Ort mit Wellnessflair. Was mich noch zurückhält, ist die Überlegung, dass das wieder stundenlange Minibusfahrten mit Gepäck bedeuten würde, hin und zurück, bevor ich mich dann ab Chiang Mai auf den Weg Richtung Süden machen wil, wohin, weiss ich noch nicht. Zwei meiner neuen Trekkingfreunde sind unterwegs nach Pai. Ich ringe einen guten halben Tag mit mir, dann fällt mir auf, dass ich in eine Art Dauerbrennermodus verfalle. Die Einsicht erleichtert meine Entscheidung, zu verzichten und einfach einen Gang zurückzuschalten.

Ich miete mir wieder ein Fahrrad, suche mir ein nettes Guesthouse in einer kleinen Nebenstraße und lasse mich treiben. Ich fahre einfach planlos herum, umrunde die Altstadt, durchkreuze sie, trinke hier einen Kaffee, dort einen Saft und beobachte. Ich schaue einfach nur. Ich sehe den Touristen genauso zu, wie ein paar Straßen weiter denen, die immer hier leben. Und stelle fest, dass die Menschen hier in Chiang Mai trotz asiatischer Geschäftigkeit ungeheuer entspannt sind. Hier verfestigt sich mein erster Eindruck von der symphatischen Stadt.Ich streichle eine gefühlte Million Katzen, die Lieblinge der Chiang Maier und lerne mich ständig vor anderen Menschen zu verbeugen, so wie sie sich vor mir. Respekt vor dem Anderen, nicht die schlechteste Art des Umgangs.

Mein Guesthouse Rama fällt etwas aus dem Rahmen. Nicht wegen der annehmbaren, aber doch ziemlich abgewohnten Zimmer, sondern wegen des phantastischen Gartens, der mit Liegen und Stühlen zum Relaxen einlädt. Es gibt herrliche Orchideen an den Bäumen, blühende Sträucher, einen kleinen Brunnen, ein Kaninchen, zwei Katzen mit Hippie-Halsbändern, einen kleinen Hund und eine etwas abgedrehte, entweder telefonierende oder auf einer Garten- Liege schlafende Rezeptionsdame, die alle „my friend“ nennt. Besitzer des Ganzen ist ein dürrer, ganzkörpertätowierter Neuseeländer mit einem langen grauen Pferdeschwanz und einer Harley Davidson in der Einfahrt. Ein netter Typ, der sich zwar offensichtlich nicht weiter um den Zustand seiner Zimmer kümmert, dafür aber mit Inbrunst täglich um seine Pflanzen. Irgendwie ein netter Ort.

Zwar finde ich das Straßengewirr noch immer verwirrend, aber so langsam bekomme ich ein Gefühl für die Stadt und fange an, mich fast ein wenig heimisch zu fühlen. Mein Viertel, meine Straße, mein Lieblingsfrühstückslokal….A propos Frühstück: an dieser Stelle nun eine kleine Anekdote, die ein wenig das einfängt, was ich hier so angenehm finde. Ich gehe das erste Mal in diesem netten kleinen Lokal frühstücken, aber als ich bezahlen will, fällt mir ein, ich habe kein Geld abgehoben. Ich befürchte schon Übles und lege mit hochrotem Kopf meine letzten 30 baht auf den Tresen und erkläre, dass ich nicht bezahlen kann. Ein Lächeln, „don´t worry, come later“ und das Geld zurückgeschoben, damit ich wenigstens etwas in der Tasche habe. Das ist doch mal Vertrauen!

Zu meinen spannendsten Forschungen hier gehört das Massage-Angebot. Sicher kann man die überall in Thailand bekommen, mal professioneller, mal eher ambitionierte Hausfrau. Aber hier in Chiang Mai ist eine Hochburg dieser alten Heiltherapie, hier gibt es auch viele Schulen. Man kann übrigens auch selbst Kurse unterschiedlicher Länge bis hin zu Monaten belegen. Bei den Ex-Sträflingsfrauen war ich ja schon. Nun zu den blinden Masseuren, die dafür bekannt sind, ein ganz besonderes Feeling zu haben. In Vietnam war die entsprechende Erfahrung eine ganz großartige, wenn auch handfeste. Ich suche und finde die Chiang Mai Massage Association. Ein eher sehr bescheidenenes Haus, alles etwas abgeschrappt und wenig repräsentativ, anders als bei den Ex-Prisoners, die es dem Besucher richtig schön machen.

Ich bekomme einen sehr kräftigen korpulenten Masseur zugeteilt. Nach den ersten drei Minuten bin ich nicht mehr sicher, ob ich das ohne Abbruch schaffe. Ich habe das Gefühl, der Mann versucht mich zu zerquetschen, durchzubrechen oder seine Finger zwischen meinen Rippen auf die andere Seite durchzubohren. Jedesmal, wenn´s besonders schlimm wird, sagt er in einem zuckersüssen Singsang “Solly, lady, I´m vely solly!“ Ich lerne diese Worte zu fürchten. Dennoch bleibe ich tapfer, auch wenn ich manchmal aufquieke. Irgendwie bin ich sicher, der Mann weiss, was er tut. Er hat ganz verrückte Griffe und Stellen, wo er plötzlich drückt und zieht. Und immer, wenn auch es auch nur eine Minute sanfter zugeht, bin ich fast eingeschlafen. Ich, die ich so schlecht einschlafen kann! Am Ende der Stunde sagt er dann auch noch“ You will sleep vely good tonight!“ Und er soll recht behalten, ich werde die folgende Nacht wie ein Stein schlafen. Also, wer immer hierher kommt: der Leidenswille lohnt sich, ich habe mich danach bestens gefühlt, für fünf Euro die Stunde! Und übrigens – ich habe nicht einen einzigen blauen Fleck!

Ich bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung, noch zwei ruhige Tage in dieser schönen Stadt zu verbringen. Ich fühle, wie ich langsam beginne, tatsächlich zu entspannen. Oder zu entschleunigen, wie das wohl im Zeitgeist heisst…

Inzwischen habe ich mich auch entschieden, wo es als nächstes hingeht. Go south, ist die Parole. Ich habe einen Direktflug nach Surat Thani im Süden gebucht. Ich könnte vierzig Euro sparen, wenn ich mit dem Nachtbus nach Bangkok führe und von da aus flöge, aber der Gedanke an die letzte Ochsentour mit Gepäck in Bangkok schreckt mich ab. Gibt´s eben ein paar Eis-Capuccino weniger…

Am letzten Abend bin ich fast ein wenig wehmütig. Sollte ich wieder nach Thailand kommen, liegt Chiang Mai sicher auf meiner Route.

Thailand 8: Nichts für Weicheier

Ziemlich pünktlich hält ein kleiner Pickup vor dem Hotel und ein junger Thai hält Ausschau nach…dem potentiellen Trekking-Buddy ….naja, zuerst mal nicht nach mir. Ich will jetzt keine Überlegungen darüber anstellen, wieso er erstmal verwundert ist, als ich ihn anspreche….

Nach über einer Stunde Herumgekurve kreuz und quer durch Chiang Mai haben wir endlich alle Teilnehmer beisammen und mir fällt ein Stein vorm Herzen: Es sieht nach einer wirklich netten Truppe aus: vier Franzosen, zwei Spanier, eine Schwedin, ein Engländer und ein Slowene. Wir sitzen auf den Minibänken des Pickups, ein bisschen hat das was von Transport zur Sträflingsarbeit. Wir sind bei dem endlos erscheinenden Trip stadtauswärts, vorbei an unzähligen Baustellen schön in einer Art Dämmerzustand, es sind schon 35 Grad.

Stopp in einer Provinzstadt, deren Namen niemand lesen kann, auf einem Markt, letzte Einkäufe: Wasser, Obst,ein letzter Cappuccino, ein paar Socken für meine Trekkingschuhe. Nach zwei Stunden haben wir unser erstes Ziel erreicht. In einem Dörfchen in den Bergen gibt es einen leckeren einfachen Lunch. Wir sitzen unter einem Holzdach auf dem Boden eines Podestes, wo wir nach dem Leeren der Teller auch gleich nach hinten umkippen und ein Nickerchen halten können oder die kleinen Katzen des Hauses krabbeln. Katzen lieben die Thais übrigens, denen geht es hier gut.

Bee heißt unser Guide und er ruft zum Aufbruch. Drei Stunden Marsch kündigt er an, wie sich herausstellt ist das eindeutig psychologisch modifiziert: es sind gut vier Stunden. Und was für welche. Nach einem harmlosen ersten Kilometer geht´s hoch in den Berg. Wir passieren noch ein paar Lichi- und Rambutan-Plantagen mit Bananenstauden als Unkraut und dann beginnt der Wald und damit der wirklich harte Teil. Es ist Trockenzeit und anders als im Regenwald heißt das hier wirklich trocken. Der Boden ist hart und staubig, voller trockener Blätter der Laubbäume und des Bambus. Die Bäume sind allesamt sehr hoch und oben noch grün. Für mich einen ganz neue Art von Urwald. Anders als in Südamerika strotzt das hier nicht von Üppigkeit und Farben, es ist eine ganz andere Kategorie von Wildnis. Der Weg wird immer steiler, wir stapfen tapfer unserem hüpfenden voranhüpfenden Bee hinterher, der immer noch Zeit findet, nebenbei Fächer aus alten Blättern und Zweigen zu bauen.

Bei unseren regelmäßigen Verschnaufpausen trinken wir wie die Rindviecher und Bee eilt von einem zum anderen, um uns Luft zuzufächeln, damit unsere Körpertemperatur und Atmung wieder unter dem roten Bereich sinkt. Er ist sehr besorgt, denn wie wir später erfahren, ist er ganz allein verantwortlich und musste schon manchen zusammengebrochenen Koloss hier auf dem Rücken hochschleppen. Leider verschweigen die Booking-Agenturen, wie hart die Anforderungen sind. Unverantwortlich, finden wir alle. Unvorstellbar, hier noch jemanden tragen zu müssen, wir kommen gerade so allein hier hoch und wir haben alle eine sehr gute Kondition. Oft müssen wir über Felsbrocken, Wurzeln und Baumstämme klettern und uns hochziehen.Das Wasser läuft an uns herunter und tropft beim Laufen, das Wischen haben wir längst aufgegeben.Ich habe wohl in meinem ganzen Leben noch nicht so geschwitzt!

Aber die großartigen Aussichten entschädigen uns für vieles. Und auch irgendwie die Befriedigung, seinen Körper an die Grenze zu treiben, sich ganz auf sich selbst zu konzentrieren und bei jedem Stopp mit sich zufrieden sein zu können. Die Laune ist prächtig, Bees Späße bringen alle zum Lachen, oft baut er etwas aus Blättern, Hüte und Kronen zum Beispiel. Aber er erzählt auch viel über die Natur und beantwortet alle Fragen.

Immer wieder kommen wir durch verbrannte Gebiete, zumindest was den Boden und das Unterholz betrifft. Schließlich müssen wir sogar an Flammen vorbeihechten. Bee versucht immer wieder mit Ästen zu löschen. Viele dieser Brände sind gelegt, um die bei Einsetzen des Regens wachsenden Pilze besser zu sehen, die man gut verkaufen kann – und dabei nicht von versteckten Schlangen gebissen zu werden. Die Menschen die das tun zählen darauf, dass das Feuer hier meist am Boden bleibt.

Plötzlich stehen wir vor einer Höhle. Wie die Kinder rennen wir alle hinein, lassen die verdreckten, schweissnassen Rucksäcke draußen fallen und freuen uns über 10 Grad weniger. Es ist eine Fledermaushöhle.

Noch zwanzig Minuten Aufstieg. Zum Schluss bin ich am Ende und beginne zu stolpern und kann mich kaum noch hochziehen, den meisten geht es genauso. Oben!!!! 1000 Meter Höhe und Ausblick auf die anderen Berggipfel. Dann noch zwei Kilometer freundliches Spazieren und wir stehen vor einem Black-Karen-Dorf. Eines der vielen Bergvölker hier. Zwei Dutzend Häuser in zwei Gruppen: die Buddhisten und die Christen, getrennt, aber in Freundschaft miteinander lebend. Rund herum Felder mit Kohl und Gemüse, bewässert mit Wasser aus den Flüssen hier oben. Gerade eben erschallt das Singsang der buddhistischen Messe über den Bergrücken. Irgendwie völlig entrückt, das Ganze. Es gibt einen Steintisch, eine Art Kiosk, kaltes Bier, Wasser und süßen, eisgekühlten Espresso in Dosen. Herrlich!

Ein weiterer Spaziergang bringt uns bis zu unserem Nacht-Camp ganz oben auf der Bergkuppe. Die Aussicht ist mindestens sechs Sterne wert, die Bambusbarracke mit den Schlafkabinen und alten Matratzen am Boden sehr „basic“. Die drei schmuddeligen, Klo-Kabinen, mit einem einfachen Wasserrohr statt Dusche an der Wand, erscheinen uns jetzt als Luxus. Ich bin aber nicht so sicher, ob alle anderen Touristen auch so reagieren. Man muss das alles schon wollen…

Den Rest des Abends entspannen wir uns einfach mit nichts tun, der Sonne beim Untergehen zuschauen, die Aussicht bewundern und plaudern. Bee hat unterwegs Feuerholz gesammelt und macht Feuer, um in einem großen alten Wok unser Essen zu kochen. Die Dorfbewohner verdienen an den Fremden, indem sie für Getränke und die Zutaten zum Essen sorgen. Es ist verrückt, aber binnen kürzester Zeit ist man völlig entspannt und zufrieden. Hühner, Katzen und Hunde laufen hier herum, letztere sehr zutraulich, aber leider höllisch verlaust.

Nachdem wir mit dem Essen fertig sind, kommt eine Großsippe und nutzt die Feuerstelle, um ihr eigenes Essen zuzubereiten, vorher werden noch zwei Hühnern kurz die Hälse umgedreht. Das neuste Baby der Gemeinschaft wird uns stolz vorgeführt, die Kinder wuseln um uns herum. Die Männer trinken Thai-Whiskey. Alkohol ist in Thailand sehr teuer, außer eben der aus Reis gebrannt Thai-Whiskey. Die Männer sollen kosten, wir Frauen wollen zum Vergnügen der Dörfler auch kosten. Schmeckt gar nicht schlecht. Flugs ist ein Junge per Moped ins Dorf geschickt worden und nun steht eine große Flasche auf dem Tisch…Gespräche, Zaubertricks, Rätsel , Feuer und die lauten Rufe der Nachttiere.

In der Nacht wache ich oft auf, weil wieder Vogel laut und manchmal fremd und unheimlich ruft oder ein Riesengecko direkt auf dem offenen Dach über mir lautstark mit entfernten Artgenossen telefoniert. Es klingt irgendwie so, wie ich mit die Urzeit vorstelle. Um drei beginnen die Hähne zu krähen. Auch die Anderen haben unruhig geschlafen angesichts von soviel Natur auf Tuchfühlung , trotzdem sind alle erstaunlich entspannt und ausgeruht. Das Feuer brennt schon wieder, es gibt Rührei mit Gemüse und Chilisoße. Dazu über dem Feuer getoastetes Brot und Orangenmarmelade.

Der nächste Treck steht an. Heute nicht so viel….Nur gut zwei Stunden, angeblich. Ziel ist ein kleiner Wasserfall. Allerdings ist der Weg an sich noch anstrengender als gestern. Klettern, rutschen, versuchen, nicht zu fallen. Aber wieder schön. Bee turnt gelegentlich wie ein Äffchen in den Lianen herum und sorgt für gute Laune. Gestern Nacht hat er uns nach einigen Schlückchen, ganz entgegen asiatischer Zurückhaltung , erklärt, wie toll er unsre Gruppe findet: alle laufen super, meckern und beklagen sich nicht ständig, sind guter Laune und packen alles. Er war geradezu euphorisch. Das lässt so einige Rückschlüsse auf andere Erfahrungen zu.

Nach einem halsbrecherischen Abstieg, bei dem Lianen und Wurzeln die einzige Chance sind nicht abzurutschen, erreichen wir den kleinen Wasserfall. Wir stürzen uns ins eisige Wasser – endlich Abkühlung. Das Thermometer zeigt wieder 36 Grad. Schön blau und klar sieht das Wasser hier allerdings nicht aus. Es reißt dunkelbraune Erde aus dem Berg mit sich und sieht eher aus wie ein etwas dünnes Schokoladen- Fondue. Egal, es ist kalt und nass. Allerdings ist es ziemlich traurig, dass das Ufer von Plastikmüll – Hinterlassenschaften andere Gruppen übersät ist und sich offensichtlich auch niemand bemüßigt fühlt, hier irgendwas aufzusammeln. Es ist wirklich eine Schande.

Für mich und die beiden Spanier heißt es nun Abschied nehmen, die anderen haben drei Tage gebucht, ich ärgere mich, dass ich schon gehen muss. Nach einem kleinen Aufstieg erreichen wir eine Art Strasse, wo ein Jeep auf uns wartet. Ein bisschen traurig verabschieden wir uns.

Was folgt ist nach einer blaue Flecken verursachenden Fahrt ins Tal, eine Fahrt auf einem Bambus-Floß. Ganz nett und entspannt, wenn da nicht diese ununterbrochen laut plappernde dänische Familie mit dem dozierenden Papi gewesen wäre. Das schönste an dieser Fahrt ist, dass wir an badenden Elefanten aus einem der zahlreichen Elephant Camps in dieser Gegend vorbeifahren. Die haben echt Spaß und wir bekommen auch noch eine ordentliche Rüsseldusche ab.

Die Diskussion um den Elephanten-Tourismus in Thailand hält wohl an, entnehme ich meinen schlauen lonely planet. Ich kann mich aber ganz gut der Meinung anschließen, dass das in einem gewissen Maß, bei guter Behandlung der Tiere nicht unbedingt schlecht ist. Die Dickhäuter sind ja hier immer noch Transport-Tiere, aber viel weniger als noch vor einigen Jahren, und so stehen die Mahouts vor einem echten Einkommensproblem, denn die Haltung der Tiere ist wohl durchaus nicht so billig. Der Tourismus bietet ihnen eine Chance. Ich habe gelernt, dass man darauf achten soll, ob es im Camp Jungtiere gibt, da sich Elefanten nur vermehren, wenn es ihnen gut geht.

So bin ich auch einigermaßen beruhigt, als wir für den Ausritt in ein Camp mit zwei Jungtieren gebracht werden, aber so richtig gut gefällt es mir hier trotzdem nicht, da ich finde, dass die Tiere an zu kurzen Ketten auf der Koppel stehen. Angeblich, weil sie aus Eifersucht sonst aufeinander losgehen. Keine Ahnung, aber meine Begeisterung für diesem Programmpunkt in diesem speziellen Camp hält sich in Grenzen. Wenngleich ich zugeben muss, dass es ganz spannend ist, auf so einem Riesen zu sitzen und zu sehen, wie geschickt der sogar steile Böschungen bezwingt und dabei noch mit dem Rüssel Grün von den Zweigen zupft, für später.

Anderthalb Stunden später sind wir wieder in Chiang Mai. Adiós, companeros, die beiden Spanier fliegen noch am Abend nach Bangkok. Ich bin wirklich ein bisschen traurig, das die beiden Tage schon vorbei sind und mit ihnen nette Begegnungen mit neuen Bekannten, die auf diese spezielle Art sehr schnell auch sehr intensiv waren. Als Trost bleibt mir ein Bad im kleinen Hotelpool. Ich habe für diese eine Nacht in einem der ganz wenigen bezahlbaren Häuser in der Altstadt mit Pool ergattert. Das Awana Guest House steht leider im lonely planet an erster Stelle. Man kann einen nicht abreißenden Treck vergeblich nach Zimmern fragender Menschen beobachten, wenn man hier am Pool sitzt. Immer ausgebucht. So ist das halt mit den tollen Tipps, leider wissen dann alle davon.

Noch ein scharfes Curry für einen Euro auf dem Nachtmarkt und ein Chang in der Bar an der Straßenecke und dann muss ich meine Nacht im Awana auskosten, der Pool wartet ab sieben Uhr morgen früh…

 

Thailand 7: Von Massagen und Märkten

Guten Morgen, Chiang Mai. In meinem Zimmerchen am Ende der Altstadt mit Ventilator war es sehr angenehm. Nach einem Frühstück um die Ecke entdecke ich ein Schild: „Best massages by Ex-Prisoners“. Davon habe ich schon gehört. Es its ein Projekt, bei dem weibliche Strafgefangene eher entlassen werden, wenn sie eine Massageausbildung machen und eine bestimmte Zeit dort arbeiten. Resozialisierung auf thailändisch. Der Laden (sagt man so?) sieht sehr einladend aus und ich finde es irgendwie spannend. Also buche ich eine Stunde. Eine nette Frau wäscht mir die Füße, eine andere reicht mir weite traditionelle Kleidung und eine dritte ist dann meine Masseuse. Sie verbeugt sich, so wie man sich hier sehr häufig voreinander verbeugt und stellt sie als Toi vor, dann geht´s los. Sie macht das großartig. Sechzig Minuten lang knetet, streicht, drückt, klopft ,dehnt un d zerrt sie an mir herum – mit vollem Köpereinsatz: Finger, Hände, Unterarme, Ellbogen, Füße. Für Zartbesaitete ist diese traditionelle Thai-Massage wohl eher nichts. Für mich war es Entspannung pur. Ich gehe höchst zufrieden und innerlich und äußerlich entspannt ins Hotel packen.

Kleine Überraschung. Ich war im falschen Hotel. Eine No-Show-Cancellation-Mail scheucht mich auf. Ich zeige sie dem Chef meines Hotels und er erklärt mir grinsend, dass das Hotel nebenan meins gewesen wäre. Nur sind die Eingänge hier alle ganz dicht nebeneinander und der Aufsteller von meinem gebuchten Hotel „Sindy“ steht vor seiner Tür, dumm gelaufen. Der Smartie hat beim Einchecken und meinem Verweis auf die Reservierung nur „yes, yes“ gesagt, also war für mich alles klar. Er verspricht mir, mit dem nicht anwesenden Chef „meines“ Hotels zu klären, dass der die Meldung zurücknimmt….wenn das mal klappt. Zum Glück war es nicht so teuer.

Per Tuktuk reise ich in mein nächstes Guesthouse, das „Kavil2“. Der Chef ist ein seltsamer Vogel, nicht sehr freundlich, aber das Zimmer ist groß und sauber. Gleich gegenüber miete ich mir ein Fahrrad. Kindergröße (wie fast alle hier) nicht geölt und eine schreckliche Übersetzung. Ich bin schon nach den ersten drei Kilometern geschafft. Trotzdem nett, so hier hin- und herzugondeln und langsam ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Endlich geht mir auch ein Licht auf, wieso manchmal fast ein dutzend Straßen denselben Namen haben. Das System ist ganz einfach: Der Name der Hauptstraße wird mit einer Nummer versehen und gleich auf alle abgehenden Nebenstraßen übertragen. Da muß man erstmal drauf kommen. Und Straßennamen in lateinischer Schrift gibt es sowieso bestenfalls in der Altstadt oder großen Straßen.

Die meisten Häuser sind hier, bis auf ein paar neue Ausreisser, höchstens zwei Etagen hoch. Es ist schwer, sich an den Häusern zu orientieren, weil fast überall Geschäfte, Restaurants, Guesthouses untergebracht sind und alles mit Werbetafeln und Aufschriften zugekleistert ist,man sieht irgendwie nur noch: bunt. Auf den ohnehin winzigen Bürgersteigen davor parken dann oft noch Motorräder oder mobile Verkaufswagen und Garküchen. Eine Orientierung mithilfe der glitzernden goldenen Tempel will auch nicht so recht gelingen – es gibt so viele davon, Im inneren Stadtgebiet allein über 200. Die in orange Tücher gewickelten Mönche gehören überall zahlreich zum Straßenbild. Gar nicht so leicht, sie an die Regeln zu halten und sie nicht im Gedränge zu berühren. Vor allem als Frau geht das nämlich gar nicht.

Der Einbahnstraßen-Verkehr in der Straße am Kanal rund um die Altstadt, die man benutzt, um in eine anderes “Straßenbündel“ zu kommen , ist enorm und chaotisch. Und dann noch Linksverkehr. Ich muss mich schwer konzentrieren, um nichts falsch zu machen und nicht von den plötzlich auscheerenden Vehikeln aller Art unsanft ausgebremst zu werden. Anfänglich hupt es schon mal gehörig, wenn der Autopilot mich dann doch mal auf die falsche Seite lenkt. Aber ich bin wohl nicht die Einzige und wenigstens rase ich hier nicht mit einem Motorrad herum wie viele, die bei der Geschwindigleit schnell zum Geisterfahrer werden. Da wird einem wirklich manchmal schlecht.

Richtig gut gefallen mir die vielen schmalen Nebengassen, die sich in Schlangenlinien durch die Viertel ziehen. Hier herrscht zum Teil dörfliche Ruhe. Nur normale Häuser, viele mit kleinen Gärtchen hinter Mäuerchen, hier und da ein kleiner Laden oder ein paar Restaurants und Guesthouses und ansonsten Vogelgezwitscher. Andere Gassen sind etwas belebter, aber auch hier geht alles seinen gemächlichen Gang. Laut werden kann es nur, wenn man in Tempelnähe ist. Am späten Nachmittag oder Abend (vielleicht auch morgens, das entzieht sich meiner Erfahrung) ist Messe. Und das ist richtig laut. Da wird getrommelt, gegongt und gesungen, allerdings in einem sehr fremdartigen und durchdrungenden Singsang, der sich oft Ewigkeiten wiederholt. Für meine Ohren ist das nach einer gewissen Zeit wirklich anstrengend.

Wenn man ein bisschen darauf achtet, kann man immer wieder traditionelle Lanna – Holzhäuser von Chiang Mai sehen, die ausgesprochen schön aussehen mit ihren charakeristischen, geschachtelten Dächern. Am hässlichesten sind Beton-Neubaublocks, die hier offensichtlich immer in weiß gestrichen werde, die aber aufgrund des Klimas nach kürzester Zeit von schwarzem Schimmel befallen sind und ganz schrecklich aussehen. Viele der kleineren Häuser sind bunt angestrichen und es gibt viele Rankenpflanzen, Palmen und Bambus lockern das allzu Urbane angenehm auf.

Ich umrunde und durchstreife die Altstadt, sehe mir die vier völlig unterschiedlichen alten Stadttore an, die alle aus Ziegelsteinen in verschiedenen Formen gemauert sind, und überquere den Kanal in östlicher Richtung. Ein etwas neueres, ebenfalls sehr geschäftiges Viertel, das aber weniger Charakter hat als die Altstadt. Plötzlich stehe ich vor einem Tor und weiss, auch hier gibt es eine kleine Chinatown. Aber keine besonders schöne. Ein paar Minuten später bin ich auch einem riesigen Markt angekommen, der sich über einige Straßenzüge am Fluss hinzieht.

Zuerst der Blumenmarkt. Das müsste man als Geruchsprobe verschicken, statt darüber zu schreiben. Da hier ein Hauptverwendungszweck für Blumen darin besteht, kunstvolle Gestecke und Ketten zu religiösen Zwecken zu binden, und diese dann vorzugsweise auch noch gut riechen sollen, kommt hier viele Duftpflanzen wie Jasmin zum Einsatz. Während ich zwischen den schnippelnden und knibbelnden Frauen herumlaufe und ungläubig die verrücktesten Gestecke im Entstehungsprozess bewundere, steigt mir der süsse Duft fast zu Kopf.

Der Rest des Marktes, der wiederum ein ganzes Viertel samt Tempel in ein Meer aus Buden und Ständen verwandelt, in das sich die hunderten geschäfte noch einsortieren, bietet eigentlich bis auf Großgeräte alles, was man sich vorstellen kann. Eine ganze Straße mit Stoffen, kleine Massschneidereien gleich inklusive, Schuhe für die halbe Menschheit, Gerätschaften….alles, die zahlreichen Essens-Stände nicht zu vergessen.

Der Rückweg führt mich an gefühlten fünfzig Tempeln vorbei, bevor ich erschöpft hinter einem der riesigen Eiscappuccinos, die hier verkauft werden, Deckung suche. Inzwischen habe ich mich entschlossen, eine zweitägige Trekking –Tour in die Berge gute 100 Kilometer nördlich von Chiang Mai zu buchen. Es ist meine erste Trekkingtour, sie schließt am Ende ein paar typisch touristische Zutaten wie Bambusfloßrafting und Elefantencamp ein, aber sie erscheint mir am interessantesten von den erschwinglichen Angeboten. Und Dschungel und Berge – das sind für mich die Zauberworte. Ich hoffe nur auf erträgliche Mit-Trekker – höchstens zehn gehören zu einer Gruppe.

Bezüglich des Abendessens überlasse ich mich dem Gespür meines einheimischen Drahtesels, mal sehen, wo er mich hinbringt. Nicht schlecht, altes Ross, ein Nachtmarkt. Es ist mit immer wieder schleierhaft, wo dieses ganze Essen bleibt, dass hier überall angeboten wird. Auf den Märkten essen nicht nur Fremde, sondern auch vorallem Einheimische, viele nehmen das Essen mit nach Hause.Für wahlweise gegrillte Hühnerköpfe (samt Augen und Schnabel), Füße oder Sterze kann ich mich nicht recht erwärmen, ich bleibe feige bei scharfem Schwein mit Basilikum und Knoblauch. Inzwischen finde ich Essen, was nicht ausdrücklich scharf ist, schon fast komisch – so als fehlte was. Aber die Gefahr auf lasches Essen besteht hier eigentlich nur bei Restaurants, die überwiegend von Europäern besucht werden.

Ich brauche eine halbe Stunde, bis ich mich vor dem Schlafen entschlossen habe, was ich in den Rucksack für morgen packe. Schließlich muss ich ihn zwei Tage lang beim Trekking selbst schleppen und es darf trotzdem nichts fehlen, denn kaufen fällt aus in der Wildniss. Aufregend!

Thailand 6: Auf nach Norden

Am liebsten hätte ich um 5 Uhr morgens noch mal zum Abschied gebadet, zumal es schon jetzt verdammt warm ist. Kanchanaburi gehört zu den heissesten Gegenden Thailands. Aber das traue ich mich doch nicht. Ich würge noch ein letztes Mal an meinem Gepäck herum, das auf wunderbare Weise plötzlich über drei Kilo schwerer geworden ist, obwohl ich bis auf eine kurze Hose nichts gekauft habe. Es hilft nichts,ich muss mehr in meinen Handgepäck-Rucksack stopfen, trotzdem bleiben es zwei Kilo zuviel. Hoffentlich macht Asia-Air keinen Stress.

Meine tapfere Fahrerin wartet schon, los geht´s durch die noch dunkle Stadt. Sie setzt mich eine Ecke vor dem Busbahnhof ab, hier stehen schon zwei Busse und es gibt einen Ticketschalter. Allerdings stellt sich heraus, dass diese Busse nur Bangkok Süd anfahren, ich muss aber zum Flughafen Don Muang im Norden und am Busbahnhof Morchit umsteigen. Also schleife ich meinen Ballast zum Busbahnhof. Aha, hier stehen die großen Busse der Linie 81, die im Internet genannt werden. Morchit? Nö, fahren sie nicht an. Ich werde zu einem popligen Tischchen geschickt, da gibt es Karten für den Minibus, der dahin fährt. Leider ist dieser Minibus super eng und der Fahrer übel gelaunt. Hier sind soviele Sitze wie nur irgendmöglich eingebaut, kein Platz für Gepäck, was man nicht auf dem Schoß hat. Also darf ich eine zweite Fahrkarte kaufen, damit meine Tsche auf einen Sitz gequetscht wird. Und dann geht´s noch lange nicht los, weil der Typ noch wartet bis auch der letzte Platz verkauft ist.Gut, dass ich sehr viel Zeit eingeplant habe, trotzdem wird es langsam knapp.

Wir rasen Richtung Bangkok. Von der Landschaft bekomme ich nicht viel mit, die Gardinen sind halb zu und ich dämmere vor mich hin. Nach zwei Stunden ist Pinkelpause. Als ich vom Klo komme, ist mein halbes Gepäck in einen anderen vollen Bus verfrachtet worden, ich schaffe es gerade noch, mein Handgepäck aus dem alten Bus zu zerren, da geht es schon weiter, ich darf mir nicht mal was zu essen holen. Die haben untereinander irgendeinen Deal gemacht. Offenbar hat keiner Lust nach Morchit zu fahren. Warum wird mir klar, als wir nach Bangkok kommen. Wir müssen quer durch die Stadt und es ist Rush Hour. Totalstau. Es wird immer später. Da hilft nur Fatalismus. Dann endlich sind wir in Morchit.

Ein Mega-Bus-Terminal, dagegen ist der ZOB in Berlin ein Schlüsselanhänger. Hunderte von Bussen, nichts in lateinischen Buchstaben, keiner versteht mich. Ich kämpfe mich zu einem riesigen Gebäude vor und dann endlich zu einem Info-Schalter mit einem dösenden Menschen. Aber immerhin sagt er mir, welchen Bus ich suchen muss. Und der fährt sogar gleich ab. Super, denke ich…Nach drei Minuten aber fahren wir auf einen Parkplatz an einer Tankstelle und der Fahrer verschwindet. Ich frage die Schaffnerin, wie lange es dauern wird, die zuckt nur die Schultern. Nach 10 Minuten ist mir alles egal. Wenn ich schon womöglich den Flug verpasse, dann möchte ich wenigstens nach fünf Stunden endlich was essen. Ich steige aus, mit derselben Selbstverständlichkeit wie der Busfahrer, zeige auf meinen Magen und finde ein paar Meter weiter eine Garküche. Mit einer Portion scharfem Schweinefleisch mit viel Ingwer einem undefinierbaren, ebenso scharfen wie leckeren kleinen frittierten Fladen und Reis kehre ich zurück und frühstücke trotzig in aller Ruhe. Inzwischen ist der Fahrer zurück, 25 Minuten später sind wir da.

Jedenfalls muss ich aussteigen am Rand einer riesigen achtspurigen Strasse. Die Zufahrt zum Flughafen liegt auf der anderen Seite. Dahin kommt man nur über eine hohe alte Fussgängerbrücke mit einer steilen Metalltreppe. Ich zerre meine 22-Kilo-Tasche mit beiden Händen die Stufen hoch, falle fast die Treppe herunter, an mir quetschen sich Männe vorbei, grinsen blöd und nicken mitleidig. Super. Asiatische Zurückhaltung in allen Ehren, aber ich hätte wirklich nichts gegen Gentlemen. Völlig erledigt erreiche ich die andere Seite und hetze die verbleibenden dreihundert Meter die Autozufahrt hoch, einen Fussgängerweg gibt es von hier nicht. Von behindertengerecht und Gepäckrampe und ähnlich überflüssigem Luxus haben die hier sowieso noch nichts gehört.Ich habe schon ein paar Mal gedacht, ich möchte hier kein Rollstuhlfahrer sein. Als ich endlich auf der Abflugsebene gelandet bin, blinkt mir „Last call for Chang Mai“ entgegen. Ich rase mit meinem Hackenpanzer durch die Halle und finde einen proppevollen Schalter vor, wo in aller Ruhe gerade erst abgefertigt wird. War wohl vorbeugend, der last call. Hurra; ich habe es geschafft und nicht mal mein Übergepäck wird beanstandet!

Als wir zur Landung ansetzen, staune ich wie riesig Chiang Mai ist. Ich habe zwar gelesen, dass sie Stadt einen riesigen Sprung gemacht hat und groß geworden ist, aber dem Gebiet nach scheint sie zu exlodieren. Dabei sollen hier nicht einmal 130.000 Menschen leben.Die berühmten hohen Berge und der Fluß sind schön anzusehen. Früher einmal war Chiang Mai eine Königsstadt , sie war die Hauptstadt des Königreiches mit dem schönen Namen Lan Na, was soviel bedeutet wie „Land der Millionen Reisfelder“. Ich bin sehr gespannt darauf.

Chiang Mai empfängt mich,im Gegensatz zum grauen, nieseligen Bangkok, mit brennender Sonne. Am Taxistand eine wartende und meckerndeTouristenmeute. Der unfreundliche Typ am Schalter erklärt, dass gerade alle Taxameter der Flotte neu geeicht werden und in der Werkstatt sind, es kostet jetzt alles 200 Baht und ich müsse sowieso eine halbe Stunde warten. Das werde ich nicht, um dann einen unverschämten Wucherpreis zu bezahlen. Ich verlasse das Flughafengelände, feilsche mit einem Tuktukfahrer und werde für 80 Baht in mein Guesthouse gefahren, das ich reserviert habe. Geht doch.

Das Zimmer ist sehr einfach, aber sauber, der junge Besitzers sehr nett. Er hat aber nur eine Nacht frei. Bei einem ersten Spaziergang ist mir Chiang Mai sofort symphatisch. Städtisch, turistisch, aber auf eine relaxte Art. Alles ist ein bisschen kleiner, gelassener. Wieder reichverzierte rotgolden Buddhisten-Tempel ohne Ende.

Ich genehmige mir einen großen Eiscappuccino und rufe der Einfachheit halber im lonely planet empfohlene Hotels an, die in Frage kommen, denn irgendwie bin ich verwirrt und weiss nicht wo ich suchen kann. Und morgen Mittag muss ich schließlich ausziehen. Eigentlich sollte ich relaxter sein. Aber die wirklich reichlich verwirrende Stadt und die plötzliche Mitteilung, dass ich in 20 Stunden versorgt sein muss, hat mich aus dem Konzept gebracht. Vielleicht ist es auch nur die Müdigkeit nach dem Stress. Schließlich buche ich etwas. Egal. Ist ja nicht wirklich teuer mit 11 Euro.

Jetzt bin ich beruhigt. Ich mache mich frisch und unternehme einen ausgedehnten Abendbummel durch das Altstadtviertel .Ich mäandere durch die Straßen unendlosen verzweigten kleinen Gassen, denn irgendwie fehlt mir immer noch total die Orientierung. Es war schon schwierig herauszufinden, ob ich nun in der Altstadt bin. Aber wo ich genau bin, kann mir keiner erklären, offenbar können die meisten hier keine Karten lesen, schon gar nicht mit lateinischen Buchstaben. Und Thai-Schrift kann ich nicht lesen.

Ich besichtige zwei schöne Tempel und lasse mich treiben. Irgendwann lande ich im Restaurant- und Ausgehviertel. Es ist relativ ruhig zur Zeit. Ich lasse mir bei meinem Spaziergang nebenbei in einigen der unzähligen kleinen Agenturen noch ein paar Angebote für Trekking-Touren machen. Ich habe schon dieselbe Tour für Preise angeboten bekommen, die fast 1000 Baht auseinanderliegen. Ich vertage die Entscheidung, ob und was ich machen will. Anschließend verzichte ich auf die schicken und teilweise von Ausländern geführten hippen Restaurants und esse in einem sehr authentischen, einfachen Lokal ohne jeden Schnickschnack unter Einheimischen. Ich wadere noch eine Weile weiter durch die dunklen, aber meist belebten Straßen und lande an dem alten Kanal, der zusammen mit vier alten Stadttoren die Altstadt quadratisch vom Rest der Stadt trennt. Irgendwann finde ich auch mein Hotelchen wieder. Fußlahm und totmüde falle ich schließlich ins Bett.

Thailand 5: Einmal Paradies und zurück

Langsam wird es zur Gewohnheit: der Wecker ruft zur Urlaubspflicht: kurz nach rasselt der Wecker, dann das Bonbon: Pool im Sonnenaufgang. Eigentlich ist das Baden um diese Zeit noch nicht erlaubt, aber wir zwei kleinen Seeotter gleiten geräuschlos ins kühle Nass und bewundern nun im Hellen erstmal die Palmen, Orchideen und Bougainvillea, die hier angepflanzt sind. Die Hotelfrühstückssuppe ist allerdings nicht so gut, wie an den einfachen Straßen- und Markt-Ständen. Dauert aber dafür so lange, dass wir den ersten von zwei möglichen Bussen in den Erawan-Nationalpark verpassen.

Eine Stunde später geht es dann los mir einem mürrischen Opa am Steuer des Busses, der nicht viel jünger ist als er. Über dem Cockpit ist ein kompletter buddhistischer Altar eingerichtet, mir kleinen Buddas, falschen und echten Blütenketten, Glöckchen, Schleifen und wer weiß was noch alles. Dann kann uns ja nichts passieren. Die 70 km Fahrt führt zuerst am River Kwai entlang, dann geht sie westlich landeinwärts in die Berge. Nach reichlich anderthalb Stunden haben wir den Park erreicht.

Wir machen uns auf, die sieben Stufen des Wasserfalls zu erobern. Er liegt in einem endlosen, urwaldgeleichen Laubwald, in dem es sehr viele Tiere bis hin zu Raubkatzen und sogar Elefanten geben soll – die zu sehen, dürfte aber tagsüber in Wasserfallnähe schwierig sein, wegen der vielen Menschen. Besonders auf den ersten drei Etappen , die schöne, leicht zu erreichende Badegelegenheiten und viel Platz am Ufer bieten, ist es sehr voll. Hierher führen leicht zu erklimmende Wege, die zu meinem Entsetzen sogar mit Betonklötzen in Form nachgemachter Holzbohlen in den Waldboden gegossen wurden. Aber trotzem ist der klare Fluss mit seinen sprudelnden Kaskaden und Fischschwärmen wunderschön.

Am Anfang des Trails hat ein großes Plakat auf „Einhaltung von Kultur“ gedrungen, darunter waren durchgestrichene Menschen in Badebekleidung. Ich dachte, damit sei gemeint, dass man hier nicht in badehose und Bikini den Weg hochwandern soll. Aber nein, das Baden selbst war gemeint: die Thais gehen tatsächlich alle mit T-Shirts, Kleidern und zum Teil sogar Hosen und Oberhemden ins Wasser. Sehr merkwürdig. Zumal die Menschen mit den hauteng klebenden nassen Sachen ziemlich aufreizend nach Wet-T-Shirt-Kämpfen in einschlägischen Lokalen aussehen. Hier unten sieht man, wohl auch aus diesem Grund, eher wenige Touristen baden. Die halten zum größten Teil bis weiter oben durch, wo diese Etikette dann zunehmend missachtet wird.

Scheißüberströmt klettern wir bei 35 Grad eisern weiter. Nach dem dritten Level hört endlich der scheussliche Asphalt auf, was aber auch bedeutet, dass es jetzt richtig anstrengend wird, den Waldweg mit Felsbrocken, Löcherm, riesigen Wurzeln und Lianen über dem Weg hochzuklettern. Man muss sehr konzentriert bleiben, um nicht ernsthaft zu stürzen. Aber es macht auch Spaß, sich mal wieder so auf seine Körper zu konzentrieren und sich zu fordern. Mittlerweile gibts zwar noch Mitkletterer, aber keine Massen mehr.

Plötzlich machen wir eine kuriose Entdeckung. Zuerst glaube ich schon, dass hier tatsächlich ein Händler Kleider verkauft. Da ist aber keiner. Um einen großen Baum sind schöne , festliche Seidenkleider aufgehängt, aber auch Schals oder T-Shirts,, Schuhe. Und darunter stehen Kerzen, Opferschalen und Räucherstäbchen. Mitten im Wald. Keine Bilder oder Götterdarstellungen. Trotzdem ist klar, das auch das wohl irgend etwas Buddhistisches ist. Zu schade, dass man niemanden danach fragen kann. Manchmal ist dieses Sprachproblem wirklich ärgerlich. Es sieht jedenfalls ziemlich abgedreht aus , hier oben weit weg von allem, mitten im Wald. Vier solcher Opferstellen sollen wir auf dem Weg sehen.

Inzwischen kleben uns unsere Sachen genauso nass am Leibe als hätten wir gebadet. Aber der Lohn bleibt nicht aus. Die letzten vier Abschnitte und Wasserfälle sind wunderschön! Und als wie endlich in fast 1000 Meter Höhe knapp unter der Bergspitze ankommen, werden wir gleich mehrfach belohnt: dieser phantastische Anblick blass türkiser Wasserbecken und -kaskaden inmitten des dichten Grüns hat haut einen um! Und nach unten hat man auf das grüne Dach des Waldes einen großartigen Ausblick.

Wir können gar nicht schnell genug in diesen Paradiespool kommen. Das Wasser, was direkt von der knapp über uns gelegenen Berspitze kam, ist erstaunlicherweile gar nicht kalt. Kristallklar, wenn auch in dem unteren Pool, wo man am besten baden kann, der Kalksand etwas aufgewühlt ist und es dadurch etwas milchig wirkt. Es sieht fast surreal aus. Die helle Türkisfarbe entsteht dadurch, dass das Wasser über Felsen fließt, die weiß verkalkt sind.

Wir sind überdie glitschigen Felsen gerade so schön in der Mitte des Beckens als wir fast gleichzeitig erschrocken hochhüpfen und aufschreien. Was war das? Da beißt was! In die Füße und die Waden. Nicht ständig, aber öfter. Wir müssen sehr putzig ausgesehen haben, erschreckt kichernd und hüpfend. Schnell war uns klar, dass es Fische sein müssen. Aber mit Zähnen! Die meisten Asiaten haben es ganz gelassen genommen, aber wir hatten nachher sehr viel Spaß, die ahnungslosen Ausländer zu beobachten…

Wir sind dann ein Becken höher geklettert, wo das Wasser klar war, da konnte man die kleinen Schelme dann beobachten, wie sie an den Füßen und Beinen entlang geknabbert haben. Es sind dieselben Fische, die man für viel Geld in den Spezialbecken schicker Spas als Fisch-Peeling erleben darf oder als Therapie bei bestimmten Hautkrankheiten. Sie fressen die alten Haut- und Hornhautpartikel ab. Ist superangenehm, wenn man erst mal weiss, was es ist. Und gratis!

Wir verbringen eine kleine Ewigkeit dort, im Wasser planschend und uns zwischendurch auf überspülten Felsen in der Sonne aufwärmend. Wir bemerken gerade noch, dass es höchste Zeit für den Abstieg war, denn der letzte Bus fuhr um 16 Uhr, danach hängt man dort bis zum nächsten Tag fest. Im Sturmschritt bringen wir die ca vier Kilometer Abstieg hinter uns– erstaunlicherweise ohne größere Stürze. Gerade noch rechtzeitig sind wir am Bus, um auch noch einen der winzigen Sitzplätze zu ergattern.

Schlauerweise lassen wir uns in Kanchanaburi schon eher in der Nähe des Hotels absetzen. Wie sich herausstellen sollte, hatten uns die Tuktukfahrten etwas getäuscht und so dürfen wir mit unseren müden Knochen noch einen weiteren längeren Spaziergang machen, bevor wir uns glücklich und erschöpft in unseren nicht ganz so natürlichen, aber ebenfalls wunderbar erfrischen Hotelpool legen können. Ein Tag im Paradies, ein Sonnenuntergang im Pool, einen echten Cappuccino am Beckenrand – die Welt ist schön!

Auf dem Weg zum Essen will eben schnell meine Abholung morgens um halb sechs vom Hotel zum Busbahnhof organisieren und erlebe eine Überraschung: wo ich auch frage, ernte ich ein müdes Lächeln, selbst an der Rezeption und bei einem Taxiunternehmen: zu früh. Nicht vor sechs.Ich kann es nicht fassen. Als ich dann endlich mal eine Tuktuk- Fahrerin sehe, ist mir klar, wenn mich einer rettet und nicht zu faul zum Aufstehen ist , dann eine Frau. Und – tut mir leid, liebe Männer – so ist es. Ich biete ihr einen leicht erhöhnten Preis an und die Gute verspricht, mich abzuholen. So kann ich in Ruhe die verbleibenden fünf Stunden in mein übergroßes schickes Hotelbett klettern.

Es waren drei tolle Tage, die wir als für einige Außenstehende etwasseltsam anmutendes Traveller-Päärchen miteinander verbracht haben. Wir hatten viel Spaß. Knut wird nun in Bangkok auf eine Freundin warten und ich will nun in den Norden nach Chiang Mai.

Thailand 4: Irgendwann geht alles vorbei…

Kurz nach fünf hat mein Wecker geklingelt – auf zum River Kwai. Der Mann an der Rezeption hat mir geraten, ein Tuktuk zum Bahnhof Bangkok Noi zu nehmen, das wäre am einfachsten. Theoretisch. Nur dass die Tuktuk-Fahrer wohl noch schlafen. Kein einziger ist zu finden. Und mit den ersten beiden Taxifahrern gibt es wiedermal Stress wegen des Taxameters. Der dritte macht´s. Wir müssen ein bis zwei Stunden früher da sein, um sicher sein zu können, ein Ticket zu bekommen, und es gibt nur zwei Züge am Tag.

Direkt neben dem Bahnhof ist ein riesiger offener Großmarkt. Die Erleuchtete Sszenerie vor Sonenaufgang wurkt völlig surreal. Es herrscht riesiges Getümmel und allein das kurze Anhalten zum Aussteigen und Tasche aus dem Kofferraum hieven verursacht fast einen Tumult und Verkehrsstau. Knut kommt kurz nach mir an, wir kaufen Ticktes und beschließen, auf den Markt zu gehen und zu frühstücken. Ich zerre meine Reisetasche durch das Chaos und wir finden wieder einen Suppenstand. Reissuppe mit verschiedenen Fleischsorten und Gemüse. Ich koste alles, esse fast alles mit großem Appetit – außer den Hühnerblutpudding, der ist dann doch nicht so ganz mein Geschmack, den verzehrt mein junger hungriger Begleiter (der übrigens Koch ist). Gesättigt zuckeln wir durch das Gewusel zurück.

Der 2. Klasse-Zug ist tatsächlich kurios anzuschauen mit seinen Holzsitzen und der dritten Klasse, die Sitze überhaupt nur an den Längsseiten hat, sonst nur Halteschlaufen. Und das für einige Stunden Fahrt. Alle Fenster sind offen und lassen sich auch nicht schließen, aber die Hitze ist schon jetzt um kurz vor acht enorm. Eigentlich wollen wir nach Kanchanaburi und in zwei Nationalparks. Aber da die spannende und steile Strecke der sogenannten Todesbahn vom River Kwai erst hinter Kanchanaburi liegt, haben wir beschlossen,zunächst bis zur Endstation Nam Tok zu fahren. Sieht auf der Karte aus wie ein Stündchen mehr und liegt in der Nähe eines derNationalparks, Sai Yok.

Es ist ziemlich voll, die Touristen sind in der Unterzahl. Immer wieder kommen Händler durch den Zug und bieten Essen an: Gebäck, mundgerecht geschnipseltes Obst mit gewürztem Salz in kleinen Tütchen(schmeckt schrecklich), Tapioka – Chips und komplette Gerichte, pfiffig verpackt in-Kokos- oder Bananenblätter oder einfach in Plastiktütchen oder Plastikfolie mit Zeitungspapier. Es ist verrückt, wie die Thais es schaffen, das alles so zu verpacken- und jeder ist das gewohnt und futtert mit Holzspießen, Stäbchen oder einfach den Fingern. Und die meisten kaufen ständig etwas Neues! Sie kauen fast die ganze Fahrt über.

Uns genügt ein bisschen Obst und Wasser, Wasser, Wasser. Wir sitzen schweissgebadet mit schmerzenden Gliedern auf den unbequemen Holzsitzen und unsere Hoffung auf baldige Erlösung schwindet zusehens. Erstens erfahren wir, dass es bis Nam Tok gut fünf Stunden dauert und zweitens – soll sogar das ein großer Traum bleiben. Irgendwas, was wir nicht erfahren und verstehen, ist passiert, der Zug steht viermal eine Ewigkeit auf der Strecke. Auf den Bahnhöfen wuseln Militärs und Bahnangestellte wichtig herum, aber eigentlich tun sie nichts, außer ständig in ihre WalkieTalkies zu quasseln.

Die Thais bleiben gelassen, kaufen sich noch was zu essen und dösen. Uns tut inzwischen alles weh. Kurz zusammengefasst: wir sitzen fast neun Stunden in diesem Holzbackofen! Wehe, mir erzählt noch einer, dass das eine schöne Fahrt ist! Die überwiegend unspektakuläre Landschaft wechselt wenigstens zum Schluss ein bisschen, am Horizont zeichnen sich beeindruckende Berge ab, aber wirklich aufregend ist es nicht. Bis auf die paar Kilometer am River Kwai, wo der schuckelndeZug wirklich auf den alten Wackelschienen an einem steilen Abgrund entlang fährt. Bilder aus dem Filmklassiker fallen mir ein. 100.000 Häftlinge sind bei Bau dieser Trasse durch die Japaner 1943 gestorben.

Beim letzten endlosen Halt in einem Dorf springe ich über die Gleise, wie die Einheimischen, hoffe, das der Zug nicht gerade weiterfährt und hole uns wenigstens ein Eis als Psycho-Tranquilizer. Wir sind mittlerweile klatschnass, haben auf dem jeweiligen Fenster-Arm Sonnenbrand und eigentlich ist schon alles egal. Ein paar mitreisende Teenies holen sich Cola mit Eis: der Verkäufer nimmt eine warme Cola, schüttet sie in eine Plastiktüte, schippt Eis aus einer Kiste dazu, Strohhalm rein – fertig. Oma neben uns gräbt mit beiden Händen in einer anderen Plastiktüte und isst ganzhändig Reis mit fettiger Soße, gebratenes Gemüse und Hühnerfüße. Keiner scheint sich dafür zu interessieren, wann es weiter geht. Nach fast neun Stunden fahren wir dann tatsächlich in Nam Tok ein. Wir sind da!

Ja…Wo eigentlich? In einem verschlafenen, entspannten Provinznest, wo sich die Hähne ankrähen. Das ist eigentlich nicht das Problem, denn von hier aus wollten wir ja in den Sai Yok Nationalpark weiter. Aber um 17 Uhr ist der geschlossen und jetzt ist es 16:30 Uhr und es fehlen noch 40 km. Wir sondieren die Lage bei einem Eiskaffee und finden eigentlich allesso absurd, dass es schon wieder lustig ist. Immerhin sind wir die hölzernen, ach so nostalgischen Folterinstrumente los…Schließlich schnappen wir unser Gepäck, und spazieren einen guten Kilometer durchs Dorf zu Hauptstraße, um da irgendwann einen Bus zu erwischen. Zurück nach Kanchanaburi, wo wir vor vier Stunden durchgefahren sind.So kann man den Urlaub auch ausfüllen!

Alles wird gut!! Ein Stündchen später sammelt uns der klapprige Lokalbus ein und bringt uns für 1,30 Euro in anderthalb Stunden an Ziel. Auf dem Busbahnhof telefonieren wir dann mit möglichen Unterkünften. Ohne viel Erfolg.

Dann treffen wir die Entscheidung: Im lonely planet steht hinter einer Empfehlung das Zauberwort: Pool!!!! Wir haben es uns verdient! Nobel geht die Welt zugrunde. Es klappt. Zwischen uns und dem Paradies liegen nur noch vier Kilometer und das Problem, dass es hier keine Taxis zu geben scheint. Nicht eins ist zu sehen. Auch TukTuks kommen keine vorbei. Wir stehen vor einem Problem. Kurzentschlossen gehe ich zur Polizei. Und nun passierts: ein Motorrad-Polizist schwingt sich aufs ein Bike und kommt wenig später mit einem Taxifahrer im Schlepptau wieder! Die Polizei dein Freund und Helfer!

Eine halbe Stunde später liegen wir im Mondenschein unter dem Sternenhimmel verträumt im Pool des ruhigen und hübschen Hotels „Pong Phen“ und genießen. Ein Bummel durch eine etwas ballermannähnliche Straße beschert uns noch ein nettes Essen und einen Drink zum Mitnehmen. Uns geht´s gut!

Thailand 3: Von Märkten und Tempeln

Seit nunmehr bald acht statt fünf Stunden schmoren wir in der Holzklasse des historischen Zuges, der nach wie vor fahrplanmäßig zwischen Bangkok und Kanchanaburi – River Kwai – Nam Tok verkehrt. Ende ungewiss. Es gibt Leute, die behaupten, diese Eisenbahnfahrt von Bangkok zum River Kwai sei eine besonders schöne Fahrt. Ich weiß gerade ziemlich sicher, dass ich mich dieser Meinung nicht anschließe. Bei stundenlanger Verspätung, steifem Nacken und schmerzenden Sitzteilen auf den tollen nostalgischen Holzbänken und gefühlten 40 Grad. Holzklasse….Die Busfahrt hätte drei Stunden gedauert…

Aber ich will den Geschehnissen nicht vorgreifen, es gibt schließlich einen Anspruch auf Chronologie. Und dementsprechend fehlt noch ein Tag bis zum Leben in der Holzklasse.

Tag 3 in Bangkok beginnt trotz extremen Schlafmangels mit pünktlichem Aufstehen und sofortigem Abmarsch zum Boot. Unterwegs noch einen frischen Saft kaufen – nun trage ich endlich auch eines dieser kleinen Plastiktütchen mit etwas Ess- oder Trinkbarem in der Hand, wie 80 Prozent aller Thais unterwegs. Überhaupt scheinen sie den größten Teil des Tages damit zu verbringen am Wegesrand , im Bus, auf dem Boot oder wo sie sonst gerade unterwegs sind zu essen und zu trinken.

Aber ich schweife ab. Ich kaufe mir ein 15 Baht-Ticket für das Orange-Flag –Boot und fahre diesmal nach Norden ein halbe Stunde flußaufwärts. Mein Ziel ist der Markt in Thonanburi. Wenn ich mir vorher noch Gedanken gemacht hatte, ihn vielleicht nicht gleich zu finden, scheint das nun lächerlich, denn die ganze Stadt – zumindest ab Hafen – ist in einen Markt eingebettet, scheint es mir, nicht umgekehrt.

Alle Bürgersteige sind überdacht und darunter Stände, Stände, Stände. Und ein paar Straßenzüge weiter endlich beginnen auch die Gänge mit den Obst-, Gemüse-, Fleisch-, Fisch- und Gewürzständen, von denen ich gelesen habe. Großartig, was es hier alles gibt. Nicht, dass ich alles essen möchte und ich erkenne nicht mal die Hälfte, aber es ist toll. Und dass in Asien so ziemlich alles Kaubare gegessen wird, habe ich ja schon in Vietnam gelernt, also wundert mich nicht, welche Fleischsorten ich hier so sehe.

Aber dann wird mir doch noch schlecht. Ich sehe ja nicht besonders gut ohne Brille und so brauche ich einen Moment, um zu erkennen, warum sich der Fleischberg in einer Riesenschüssel bewegt…Es sind dicke, bereits aufgeschlitzte Frösche, die noch leben, während die Eingeweide herausquellen! Ich musste einen Moment beiseite gehen und mich darauf konzentrieren, nicht zu kotzen. Das geht nun doch zu weit für mein ethisches Empfinden.

Aber dann erfreue ich mich an Blumen und Gemüseständen ohne Ende, schnuppere an allerhand Kräutern …und eine halbe Stunde später erinnert mich mein Magen, dass er noch kein Frühstück hatte. Aber all die Snacks am Wegesrand kenne ich nicht – bis auf ein paar Fleischspieße und Gebäckteile und außerdem will ich nicht im Stehen essen. Schließlich finde ich den „Foodcort“ wie das in den USA heißen würde. Hier ist das eine Ecke im Markt, wo es ein paar Tische und Stühle gibt, und mobile Küchen mit dampfenden Kesseln und Grills.

Ich schnüre an den Ständen vorbei mit großen Augen und knurrendem Magen. Außer mir sehe ich keinen einzigen Touristen und ich schaue wohl ziemlich unsicher drein. Da ruft mich eine junge Suppenköchin, lädt mich ein, zeigt auf alle möglichen Zutaten, von denen ich zumindest Reisnudeln, Lauch, Möhren und Fleischklöschen identifizieren kann. OK, dann soll´s so sein, denke ich und setze mich. Anerkennendes Kopfnicken und Lachen von allen Seiten, eine alte Frau klopft mir fröhlich auf die Schulter. Langnasen haben sie hier offensichtlich nicht oft. Die Suppe mit 12 verschiedenen Einlagen kommt, ich habe sie gezählt. Da ist alles dabei von Gemüse über verschiedene Fleischscheibchen unbekannter Herkunft, Klöschen und Fischbällchen. Und – es schmeckt sehr lecker.Die Suppe ist sehr heiss, aber seltsamerweise lässt mich das nicht mehr schwitzen als vorher. Es sind mittlerweile 33 Grad. Morgens um neun. Ich schlendere zum Boot zurück und bin sehr zufrieden.

Mein Smartphone verrät mir, das ich nun Gesellschaft bekomme. Knut alias Gerret, der Sohn von meinemn Freund Thorsten, reist gerade ei n paar Monate durch Asien. Wir treffen uns zur gemeinsamen Besichtigung des Großen Palastes und des Smaragd-Buddha-Tempels (heute rechtzeitig). Ich habe mir extra wadenlange Hosen angezogen und einen breiten Schal mitgenommen, um meine Oberarme zu bedecken und so der Tempe-Etikette zu entsprechen. Knut kommt in kurzen Hosen…Prompt werden wir aufgehalten, eine gestrenge Dame befindet mich für…ok undschickt Knut umgehend zur „Kostümausleihe“. Es dauert eine heiße Viertelstunde Wartezeit und plötzlich bin auch ich nicht mehr genügend bedeckt und werde genötigt, mir unter Protest ein häßliches, verschwitztes Herrenhemd auszuleihen. Mann, wenn Buddha hier was zu sagen hätte…Die Hemdsärmel lassen übrigens mehr Arm frei als mein Schal.

Aber der Stress ist schnell vergessen, angesichts der Pracht, die uns hier erwartet. Es funkelt, glitzert und strahlt, wohin man nur schaut. Schon die dem Himmel zustrebenden wunderbaren Formen der Pagoden und anderen Gebäude sind wunderschön anzuschauen mit ihren spitzen, schwanenhalsförmigen Giebeln. Und dann diese gigantischen Mosaike! In allen Farben und immer wieder mit Gold und Silber. Was für eine Pracht! Irgendwie kann man es nicht beschreiben, man muss einfach nur schauen. Es ist so brütend heiss, dass wir uns fast die nackten Füße auf dem Marmor verbrennen, die Schuhe müssen natürlich an den Gebäuden schon im Vorfeld ausgezogen werden. Der Smaragd-Buddha, der eigentlich aus Jade besteht, ist ebenfalls in goldene Gewänder gehüllt und gar nicht auf den ersten Blick zu erkennen, in all dem ihn umgebenden Zierrat und den tanzenden Gottheiten und Fabelwesen.

Wir streifen eine Weile kreuz und quer und staunen, wobei für mich letztlich die Tempelanlagen wesentlich beeindruckender waren, als der Große Palast des Königs. Am Ende des ausgieben Rundgangs erscheint uns das Eis im geschäftstechnisch perfekt plazierten Café wie die Krönung des Ganzen. Nach soviel Sonne pur in diesen Mauern sind wir einfach – gar. Also, abkühlen, denn nach einem Erholungspäuschen haben wir schließlich noch mehr vor.

Chinatown. Wieder by boat.Und noch mehr Markt. Aber der findet hier in den eher schmucklosen, schmuddeligen Straßen immer statt, das ist hier Alltag. Die Athmosphäre ist schon etwas anders als in anderen Vierteln Bangkoks, es wird chinesisch gesprochen und geschrieben und sicher auch gedacht. Hier dreht sich alles ums Geschäftemachen, man spürt in allem, dass das hier das oberste Gesetz ist.

Nur schwer finden wir überhaupt ein Café, wo man sich auch mal hinsetzen kann, es gibt kaum Orte zum ausruhen. Die letzte Spazierrunde gilt dann dem Lebensmittelmarkt, hier wollen wir uns etwas zum Abendessen aussuchen. Aber das ist viel schwerer als gedacht, wenn man nichts versteht und fast nichts identifizieren kann.Es gibt wiederum eine solche Fülle von Essen, das wie fast noch eine Stunde im Kreis irren, bis wir uns entschließen, in eines der wenigen Restaurants zu gehen. Erstens kann man hier richtig sitzen und zweitens gibt es eine Karte in Englisch. Wir merken schnell, dass wir ein gute Wahl getroffen haben und stopfen uns zufrieden auch noch den letzten Reiskrümel in den Bauch, bevor wir unseren gemeinsamen Tag beenden. Dummerweise wohnen wir ziemlich entgegengesetzt.

Ich versuche, ein Taxi zu bekommen, aber entgegen dem, was mein lonely planet versprochen hat, wollen die meisten Taxifahrer hier eben doch nicht nach Taxameter fahren. Meine bisherige Statistik steht 9:1. Dann fahre ich eben wieder Tuktuk, das ist dann auch nicht teurer und viel netter, so mit Wind um die Ohren durch das nächtliche Bangkok.

Morgen heißt es erstmal Abschied von Bangkok. Knut und ich werden noch zwei weitere Tage gemeinsam verbringen und zur Brücke am River Kwai und in zwei Nationalparks fahren. So der Plan…