21 – Abschied von Bali, bevor es nach Sumatra geht

Die Tage in Candidasa neigen sich dem Ende zu und damit die Bali-Zeit. An unserem Abschiedstag zieht es uns nochmal in die Wildnis. Der Wasserfall Terjun Jagasatru liegt rund 40 Minuten auf dem Motorad in den Bergen.

Auf dem Weg dorthin fahren wir durch einige Dörfer, die sich für den Feiertag am 28. Februar herausgeputzt haben. Riesige Palmwedel werden von ihren Blättern befreit, die dann gerollt, geflochten, mit bunten und goldenen Bändern und anderem Schmuck verwoben, wieder am kahlen Blattrücken befestigt werden. Diese hohen Schmuckwedel werden dann an der Straße aufgestellt. Es sieht sehr schön und festlich aus, eine Straße entlangzuschauen, in der sich vor jedem Haus ein solcher Schmuck im Wind wiegt. Die meisten Menschen fertigen diese kleinen Kunstwerke selbst an.

Hari Raya Galungan heißt der hinduistische Feiertag, der alle 210 Tage stattfindet und den balinesischen Kalender bestimmt. Die Feierlichkeiten beginnen 3 Tage vor dem eigentlichen Feiertag und enden 11 Tage danach. Die Zeit ist gefüllt mit Dekorationen, Opfergaben und Gebeten. Galungan feiert den Sieg der Tugend (Dharma) über das Übel (Adharma) und die Niederkunft der Geister der Verstorbenen und der Götter. Wieder was gelernt.

Einen Tag vor Galungan haben sich die Ortschaften festlich herausgeputzt. Richtig idyllisch wirken die drei Bergdörfer, die wir passieren . Was mich immer wieder fasziniert, ist, wie winzig viele Häuser tatsächlich sind, auch für ganze Familien. Meist ein Raum, und der auch noch klein, oft ohne Fenster.

Die Straße schlängelt sich in wilden Serpentinen steil in die Berge, immer durch den saftig grünen Urwald. Der tut sich immer wiedermal auf und läßt einen tief Luft holen, angesichts der die großartigen Panoramen zum Meer.

Nachdem wir in rund 500 Metern Höhe angekommen sind , zweigt die Straße zum Wasserfall ab und führt zunehmend steil in aberwitzigen Kurven in die Tiefe. Angesichts des Zustandes der Straße und der plötzlich um die Ecke brausenden, entgegenkomenden Motorräder, die niemals links auf ihrer Spur fahren, bin ich selbst auf dem Rücksitz etwas angespannt…

Noch angespannter wäre ich gewesen, um nicht zu sagen: panisch, hätte mein tapferer Fahrer mir nicht verschwiegen, das auf dem letzten und steilsten Stück die rechte Bremse versagt hat! Aber wir landen heil auf dem Parkplatz oberhalb des Pfades, der zum Wasserfall führt, und beschließen erstmal hinunterzuklettern und später zu überlegen, wie wir in eine Werkstatt bzw. nzurück kommen.

Hier, mitten am grünen Hang, thront ein riesiger Buddha, denn auch dieser Wasserfall gilt als Tempel – mit einigen heiligen Becken, die Nichtgläubige ohne Sarong nicht betreten dürfen. Anstrengende, aber wunderschöne 15 Minuten später sind wir ans untere Ende des Wasserfalls Terjun Jagasatru geklettert, der sich nur dem auftut, der tapfer trotz unaufhörlich rinnenden Schweißes, die steilen Stufen hinunterklettert. Der Wasserfall verteckt sich hinter der letzten steilen Kurve nur sein Rauschen ist lange vorher zu hören.

… Und ewig grüßt das Murmeltier – ich wiederhole mich nun in diesen Reisegeschichten – aber tatsächlich ist es immer wieder neu, immer wieder wunderschön: Laut rauschend stürzt das glitzernde Wasser aus dem Berg malerisch in ein kleines Felsenbecken, bevor ein Flüsschen es weiter ins Tal trägt.

Sogar hier unten, weitab des nächsten Dorfes, klebt an der Felswand ein von einem Schirmchen geschütztes Altärchen mit frischen Opferkörbchen. Das heißt, dass hier – weitab des Dorfes- jeden Tag mindestens ein- bis zweimal jemand herunterklettert, nur für das offering.

Ein Bad unter dem sprudelnden Wasser und eine andächtige halbe Stunde später klettern wir wieder nach oben – von der Erfrischung ist oben so gar nichts mehr übrig. Aber: die Bremsen sind abgekühlt und auch die rechte Bremse greift wieder. Wohlwissend, dass dies ein fragiler Friede ist, tuckern wir gemütlich, mit kleinen Pausen wieder talwärts, einem faulen Restnachmittag am Pool des Rama Shinta und einem rosa Sonnenuntergang am Strand von Candidasa hinter dem Seerosen-See entgegen.

Morgen früh bringt uns Zacharias – der Fahrer, der uns aus Amed nach Candidasa gefahren hat- zum Flughafen von Denpasar. Das haben wir gleich auf der Fahrt nach Candidasa vereinbart, als er uns erzählt hat, dass er Katholik ist. Denn am Galungan einen hinduistischen Fahrer zu finden, ist schwierig. Übrigens: gut, dass wir nicht am 11. März fliegen: Da ist hier Nyepi, der Tag der Stille: 24 Stunden alles geschlossen, kein Strom, keine Musik, keine Feste, kein Essen, kein Verkehr, nicht mal Flugzeuge!

So allerdings können wir problemlos in unseren Flieger steigen – via Jakarta nach Terjun Jagasatru. Der Jungle wartet!

20 – Markt, Meer & More

Irgendwie auch ganz schön, mal ein paar Tage nicht ständig packen und umziehen zu müssen. Die Tage gemächlich angehen und trotzdem immer wieder Neues zu erleben.

Ein letztes Mal den Bleigurt umschnallen und den Regulator in den Mund… Danke, Indischer Ozean, für deine Gastfreundschaft, Danke Yemanjá, Göttin des Meeres, für deinen Schutz.

Eigentlich wollte ich bei einem Freund von Tauchbasis-Chef Mike aus Koh Kood tauchen. Aber wie sich herausstellt, ist der auf Heimatbesuch in Spanien. Und sonst sehe ich keinen zwingenden Grund, mit dem Benthos Dive Center zu tauchen. Es ist teuer und das nicht lebenswichtige Equipment wie Anzug, Booties etc sind derart alt und zerschlissen, dass mir die Lust vergeht.

Also – give locals a chance! Ich suche mir ein ganz kleines Unternehmen – genaugenommen ein Ein-Mann-plus-Familie-Unternehmen, das mir auf Anhieb gefällt. Der Chef heißt tatsächlich Gusti – nein kein Bayer, echter Balinese! Ich werde hier nicht weiter mit Unterwasser-Weitschweifigkeit langweilen, eher dem Drumherum. Die Blue Lagoon ist mein letztes Tauchziel: Stachelrochen, Hai, große Tintenfische und eine riesige Schildkröte sind meine besonderen Abschiedsgeschenke, inmitten der wimmelnden Vielfalt.

Aber viel spannender für alle Nicht-Taucher sind die tollen Gespräche, die wir mit Gusti in den Pausen und beim anschlieeßenden Lunch – der immer inklusive ist – führen. Wir reden über die Unterschiede von Religionen und meine Symphatie für den Buddhismus und Hinduismus. Gusti strahlt mich an und merkt an, ja , sie freuen sich über Interesse an ihrer Religion, aber sie hätten es nicht nötig, andere davon zu überzeugen, sich ihnen anzuschließen. Das sei Privatsache. Gesunde Ansicht!

Ich frage ihm Löcher in den Bauch, unter anderem auch noch mal zum Thema offerings, diese kleinen farbenfrohen, gabengefüllten Bananenblattkörbchen, die den Göttern überall offeriert werden. Jetzt weiß ich mehr: Sie enthalten Früchte, Kräuter, Gemüse, Blüten, Reis, manchmal Fleisch und werden mit Wasser besprüht- Symbol für alles, was die Natur den Menschen zum Leben schenkt. Einen Teil davon wird den Göttern zurückgegeben, als Dank und Bitte, dass der Kreislauf weitergeht.

Auch über die Zeiten von Covid haben wir gesprochen -eine schlimme Zeit für die meisten hier, die vom Tourismus leben. Die Zahl der Toten hier ist vergleichsweise gering gewesen. Es besteht Impfpflicht und die Massnahmen waren ziemlich strikt. Für Kinder bis 6 Jahre gab es gute Finanz-Hilfen vom Staat, das war für viele eine Rettung. Und die Zeiten, in denen die Schulen immer mal geöffnet waren, waren wichtig, da bekamen die Kinder Essen.

Ansonsten war es für viele extrem. Gusti hatte 11 Jahre für eine Tauchschule in russischer Hand gearbeitet, und sie haben ihn mit einem einzigen Monatsgehalt in die Wüste geschickt. Er hat drei Kinder. Aber er hat alles auf eine Karte gesetzt, sich seine Pensionsansprüche auszahlen lassen und damit in Zeiten des Nichtstuns die Dive-Instructor-Prüfung gemacht. Damit konnte er dann sein eigenes kleines Unternehmen gründen. Bali Dive Shop. Die Familie macht die Arbeit im Hintergrund, er taucht und macht Kurse und sein Schwager fährt das Boot. Super Typ – super Laden. Nette family.

Wir hatten noch jede Menge andere Themen – vom Umgang mit Teenagern bis zu den Alten oder Feiertage. Wir hätten sicher noch Gesprächsstoff für etliche Tauchtage gehabt, aber es war nun mal mein letzter.

Am nächsten Tag haben wir einen Ausflug geplant. Mite dem Bike fahren wir Richtung Norden in das Städtchen Amlapura. Dort gibt es den großen Markt dieser Gegend. Auf dem Weg dorthin passieren wir auf einem Berg Pura Lempujang – eins der bekanntesten Fotomotive Balis, das Tor zum Himmel. Die offenen aufstrebenden Bauteile rechts und links scheinen tatsächlich in den Himmel zu führen – zumindest für das Foto. Dennoch sparen wir uns den Eintritt – man sieht das schöne Bauwerk auch so . Und an Affen jeden Alters mangelt es rund um den Tempel auch nicht. Ein Wunder, dass nicht mehr davon überfahren werden, so frech wie die an der vielbefahrenen Straße herumspringen. Die Aussicht von hier oben über die Dschungelbewachsenen Berge auf das Meer ist toll.

Dann müssen wir zweimal eine Zwangspause einlegen: Der Himmel schüttet Wassermassen über uns aus. Schließlich schaffen wir es mit ein bisschen Nieselregen in das Provinzstädtchen Amlapula. Den Blick auf die Google Wegbeschreibung kann man sich sparen – da, wo hunderte Bikes und ein paar Autos jeden Zentimeter zuparken, ist das Ziel nicht weit: der Pasar Amlapura Timur – der zentrale Markt, untergebracht in riesigen, ziemlich baufälligen Hallen, die aus alles Nähten platzen, sodass etliche Stände noch aussen herum angesiedelt sind.

Jede Nacht um Eins öffnet der Markt und schließt am Mittag. Hier versorgen sich die Restaurants und Hotels, aber auch viele Einzelkunden. Das Gewimmel ist riesig, die Farben, Gerüche und Geräusche überwältigend. Hier gibt es auf zwei Etagen alles: Unten die Lebensmittel, Gewürze und Blumen, oben billige Kleidung, Elektronik und Haushaltwaren. Es erinnert mich sehr an den Markt in Bangkoks Chinatown. An den Seiten quillt der Markt unter dem seitlich offenen Dach hinaus, verbogene Bleche und Schirme haben den Regen nicht abgehalten. So kann man nur – meist eher erfolglos – versuchen, die schmutzigen Pfützen zu umgehen. Meine Füße sind schwarz und schmierig, ich rutsche ständig aus den Flipflops. Der Markt ist ein Erlebnis, aber allzulange halten wir den Wahnsinn nicht aus. Schnell noch ein paar Früchte gekauft und raus!

Unser nächstes Ziel ist ein berühmter Wassertempel, rund 8 Kilometer entfernt von Amlapura: Tirta Gannga, am Ostzipfel Balis. Busse und Autos karren die Touristen von überall hierher, Gott sei Dank ist noch keine Hauptsaison. Der auf einem Hügel gelegenen Tempelhalle sind vier Wasserbecken vorgelagert, in denen viele steinerne Figuren Wasser sprudeln und man spaziert über ein paar sehr schöne kleine Brücken . Auf Trittsteinen kann man eins der Becken in Zickzack zwischen all den Figuren aus Stein überqueren – sozusagen auf dem Wasser gehen. Das allerdings hat zur Folge, dass Schilder aufgestellt werden mussten, dass man sich beim Fotografieren(lassen) nur 3 Minuten an einem Fleck aufhalten darf, damit auch die nächsten mal eine Chance haben…Touristen ohne Ende.

Ist mir alles ein bisschen zu viel. Und irgendwie kommen mir die Zementfiguren auch recht neuzeitlich vor – was sich bestätigt, als ich höre, dass der Originaltempel vor einigen Jahrzehnten durch ein Erdbeben zerstört worden war. Trotzdem eine hübsche Anlage, die ich trotzdem nicht in die Liste meiner Favoriten aufnehmen kann.

Zu guter Letzt treibt es uns ans Meer – ein bisschen entspannen. Eine gute halbe Stunde auf dem Motorrad und einen schönen Sonnenbrand auf den Armen mehr, wartet das das große kühle Blau. Auf dem Weg dorthin passieren wir zum ersten Mal eine bessere Wohngegend. Schöne Häuser, Mauern, Gärten, verschlossene Tore und sogar einige Security Guards auf einigen Grundstücken. Schilder verraten, dass hier etliche Anwälte und Notare ihr bescheidenes Lager aufgeschlagen haben… Aber idyllisch ist es wirklich!

Virgin Beach ist unser Ziel. Über eine etwas beängstigende Piste kommen wir schließlich auf einem Bergrücken an, hier ist Schluss mit fahren. Irgendwie muss man hier fast überall Eintritt zahlen auch in der Natur – sei es in Form von donations, Spenden, die nicht freiwillig sind, Parkgebüren oder Eintritt, selbst wenn es um Quellen oder Strandabschnitte geht. Aber klar – irgendwas müssen die Einheimischen hier verdienen und wenigstens den schlimmsten Müll einsammeln. Und wirklich teuer ist es selten.

Die Bucht von Virgin Beach liegt an Dschungelbewachsenen Hängen und ist ein paar hundert Meter lang, mit feinem Sand sogar. Allerdigs kann von jungfräulich nicht wirklich reden, denn zumindest an zwei Dritteln steht eine Restauranthütte neben der anderen. Hier gibts auch Strandliegen zum Drink oder Imbiss. Am hinteren Ende liegen unzählige Sampans auf dem Strand, die traditionellen balinesischen Boote. Sie sind lang, sehr schmal, tiefer als ein normales Motorboot und haben links und rechts breite Ausleger, die sie wie eine Mischung aus Heuschrecke und Wasserflugzeug aussehen lassen. Wir sind zweimal damit gefahren – sie können erstaunlich gut auf dem aufgewühlten Meer manövrieren.

Leider haben wir nicht so viel vom Strand, denn erstens ist die Brandung so hoch, dass es etwas beängstigent ist und außerdem fängt es kurz darauf an zu regnen. Egal, schön war es trotzdem! Ein langer Tag, der nach Relaxen am Pool und Abendessen an eben jenem schreit… Die Seerosen warten!

19 – Let´s go south: Candidasa und die Aga

Bereist

Unterwegs mit Beate

Da soll sie also enden… die Bali-Rundreise Nr. 1 : In Candidasa, einem Küstenort im Süden. Ungefähr anderthalb Stunden Autofahrt entfernt. Langsam gewöhne ich mich an den Verkehrsstil hier und halte nicht mehr jedes Mal die Luft an oder mache die Augen zu bei den ständigen Überholmanövern – der eigenen oder der der anderen.

Es ist ganz normal, dass auf der (gerade so) zweispurigen Straße oft mehrere Fahrzeuge nebeneinander fahren – ein Auto, daneben zwei Bikes und von vorn kommt schon der Gegenverkehr beunruhigend nah, vielleicht sogar ein LKW…. Irgendwie klappt es immer in letzter Sekunde, dass alle aneinander vorbeikommen, ganz ohne Frontalzusammenstöße oder seitliches Touchieren. Und keinen beunruhigt dieser Wahnsinn: Da fahren Muttis mit 2 Kindern und Einkäufen einhändig , sehr alte Menschen mit einem frisch geschnittenen Grasballen oder zwei Hahnenkörben an der Hand, ebenso wie ungestüme junge Kerle mit jeder Art von Transportgut. Das würde in Europa nie klappen – da wird nach Recht und Regeln gefahren, hier auf Sicht und Rücksicht.

Die ohnehin grüne Kulisse der Insel legt noch mal einen Zahn zu: Je näher wir Candidasa kommen, desto dichter und höher wird das helle Grün um uns: Urwald. Kokospalmen, Fächerpalmen, Bananenstauden, Flamboya und vieles, was ich gar nicht benennen kann. Manchmal ist es wie ein Tunnel, dann wieder gibt es Ausblicke auf die hohen Berge und Vulkane im Inland und gelegentlich mal ein Aufblitzen des Meeres linker Hand.

Candidasa, ein Küstenstädtchen, der sich zu einem entspannten Urlauberort entwickelt hat. Angeblich vor allem bei etwas älteren Reisenden beliebt (behauptet der Reiseführer) – die jungen Hippen gehen lieber nach Amed. Aber ganz ehrlich: Von Rentnerparadies kann keine Rede sein. Mir gefällt der Ort. Und erst recht freut mich das kleine Hotel, dass wir gebucht haben, das Rama Shinta. Am Ende einer Sackgasse gelegen, 2 Minuten vom Meer weg.

Alle Zimmer haben eine Terrasse und sind um einen wunderschönen Innenhof mit Swimmigpool, tropischen Pflanzen und Bäumen gebaut. Es gibt ein kleines Restaurant und als besonderes Bonbon: Vor dem Hinterausgang Richtung Meer liegt ein großer See, der voller Lotusblumen ist ! Jeden Abend gegen Neun öffnen sie ihre weißen und rosa Blüten bis zum nächsten Mittag. Es ist ein phantastischer Anblick! Fast ein wenig unwirklich. Und das alles wirklich zu einem sehr erschwinglichen Preis.

Der 1. Candidasa-Morgen beginnt mit einer sehr tollen Überraschung nach dem Frühstück: In unserem Zimmer wartet ein kunstvolles Mosaik aus Korallen, Muscheln und Blüten auf mich: Es ist mein Geburtstag und das ist meine Überraschung von Miki. So schön….

Wir mieten uns ein Motorrad, denn hier ist einfach alles zu weitäufig. Wir wollen uns schließlich einiges ansehen. Es ist wieder brutheiß und schwül. Die Art von Hitze, bei der man es irgendwann aufgibt, den Schweiß abwischen zu wollen und es einfach laufen läßt. Erstes Ziel ist ein altes Dorf, von dem wir erstmal nur wissen, dass es noch so erhalten ist, wie es war – ob als Museumsdorf oder was sonst, ist uns zunächst nicht ganz klar.

Das Aga-Dorf Tenganan. Wie sich herausstellt, hat das so gar nichts mit Museum oder Touristen zu tun: Es ist ein lebendiges Dorf, in dem die alten Traditionen und der Naturglauben gepflegt und gelebt werden. Die Bewohner sind Nachfahren der balinesischen Ureinwohner, der Bali Aga. Durch eine strikte Abschottung haben sie es bis heute geschafft, ihre Identität zu erhalten.

Aber davon an anderer Stelle mehr. Als wir dort ankamen, stellten wir fest, dass eine festliche Zeremonie im Gange war, der wir als nicht Bewohner nur von außerhalb des direkten Dorfgeländes zuschauen durften. Unter einem gr0ßen Dach saßen die traditionell gekleideten Männer mit Blick auf einen kleinen offenen Tempel. Von weiter hinten im Dorf kamen nach und nach wunderschön gekleidete Frauen mit Körben auf dem Kopf -voller Essen und Früchte- mit Blumen geschmückt. Die wurden auf der Tempelmauer abgesetzt, dazu wurde von einer Musikergruppe im Tempel Musik auf traditionellen Instrumenten gemacht.

Wir haben eine Weille zugesehen, ohne zu verstehen, was eigentlich vorgeht. Es dauerte ewig. Irgendwann sind wir hinter dem Festgelände in das langestreckte, rechteckig angelegte Dorf gelaufen. Es besteht aus èinstöckigen Häusern, in denen hinten gewohnt wird, im vorderen Teil beherrbergen sie Webereien , Korbflechtereien und Kunsthandwerk. Die meisten konnte betreten und es fand sich immer jemand, der einem freundlich erklärt hat, was hier genau gemacht wird -verbunden mit der Hoffnung, das man etwas verkaufen könnte. Das bekannteste Produkt ist Stoff in einr besonderen traditionellen Webart. Wie ich später nachgelesen habe, können sich die Aga diese Konzentration auf Künstlerisch-Handwerkliches leisten, weil sie eine clevere Methode haben, Geld zu verdienen: Ihnen gehören größere Anbauflächen außerhalb des Dorfes, auf denen sie Balinesen gegen Entlohnung arbeiten lassen. Die Erlöse ermöglichen dann diese künstlerische Beschäftigung.

In dem von Häusern umbauten, langgezogenen Innengelände scharren Hühner, watscheln Entenfamilien herum, und jede Menge friedliche Hunde und Katzen beäugen träge die Zweibeiner. Es duftet nach Basilikum und blühenden Bäumen. Aber auch hier die unverzichtbaren Motorräder neben jedem Haus. Irgendwie eine in sich abgeschlossene kleine Welt.

Wieder neben dem abgesperrten Festplatz angekommen, sehen wir, dass die Zeremonie fortgeschritten ist: Jetzt ziehen vom hinteren Dorfende die Frauen und Kinder erneut vor den Tempel und nehmen diesmal die Körbe wieder mit.

Wir haben Glück und kommen von unserem Platz am Rande mit einem der Ordner ins Gespräch, der ebenfalls zu den Dorfbewohnern gehört. Unsere Neugier freut ihn sichtlich und endlich haben wir jemanden, der uns erklärt, was wir hier eigentlich sehen-und nicht sehen.

Die Zeremonie findet das erste Mal seit acht Jahren statt- der kleine offene Tempel ist erneuert worden, das ist der Anlass. Wir haben also echtes Glück!

Die Gaben, die die Frauen zum Tempel getragen haben, werden nun auf dem Dorfplatz gemeinsam verspeist. Hier leben 680 Menschen , die zu 48 Familien gehören. Die Mädchen dürfen nur innerhalb der Dorfgemeinschaft heiraten, sonst müssen sie das Dorf verlassen und können auch nie mehr in die Gemeinschaft zurückkehren oder Unterstützung der Familie erwarten , nur zu Besuch sind sie noch willkommen. Allerdings ist es hier verboten, innerhalb der Familien zu heiraten.

Zum Abschluss des Feiertages finden außerhalb des Dorfes noch Hahnenkäpfe statt – die überall in Asien sehr beliebt sind. Es nehmen fast nur Männer an dem makabren Vergnügen teil.

Je zwei Hähne in Körben werden in den Ring getragen und die aufgeheizte Menge wettet auf den vermeintliche Favoriten, Geld wird eingesammelt. Die Luft vibriert von seltsamen rhytmischen Kampfgesängen. Den Hähnen wurde jeweils an einen Fuss eine fiese, scharfe, gebogene Messerklinge gebunden. Schließlich werden wie Körbe geöffnet und das Gemetzel beginnt – oft dauert es keine Minute, bis das Blut spritzt und ein Tier tödlich verwundet oder tot ist. Ich halte das blutige Gemetzel nur Minuten aus, dann suche ich eilig das Weite.

Auf die letze Erfahrung hätte ich gern verzichtet. Aber alles andere war wirklich spannend und hat mich sogar die brütende Schwüle vergessen lassen. Man versucht irgendwann gar nicht mehr zu wischen, das Wasser rinnt einfach überall. Der Motorradsitz ist so heiß, das es fast Grillkeulen gibt, aber immerhin verschafft der Fahrtwind etwas Linderung.

Zum Abschluss des Tages gehen wir fein essen im Vincent´s. Keine Ahnung, was van Gogh mit Bali oder gutem Essen zu tun hat, aber das Restaurant lohnt einen Besuch. Wir lassen es uns schmecken. Zu guter Letzt gibts sogar noch ein Überraschung: Die Küchencrew und die Kellner gratulieren mit einem Teller Edeldessert auf den mit Schokoladensosse ein „Happy Birthday“ und Blümchen gemalt wurden! Sehr, sehr süß!

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18 – Amed, nochmal

Nach dem Frühstück sind die Amed Jepun Divers unser erstes Ziel – eine Kanadisch-Dänische Tauchschule, die uns in Permuteran ans Herz gelegt wurde. Gute Tipps von guten Leuten sind immer Gold wert, erspart viel Herumgesuche. Ich bin froh, dass es mir wieder gut geht und ich wieder unter Wasser kann, denn hier gibt es ein Wrack, das als DIE Location für Taucher gilt. Und ich hätte mich schon gegrämt, hiergewesen zu sein ohne ebenda zu tauchen.

Es ist eine kleine Tauchschule ohne viel Schnickschnack, aber mit einer symphatischen Crew. Unsere Ansprechpartnerin ist Johanna, eine Schwedin. Wir haben gleich einen guten Draht zueinander, auch den Dive Guide für morgen lerne ich gleich kennen. Miki braucht keinen Guide, denn er kann vom Strand aus schnorcheln. Morgen früh geht´s los.

Für den Nachmittag haben wir uns einen Strandtipp geben lassen . Lipah Beach, ein paar Kilometer ostwärts von unserem Quartier. Wir mieten ein Motorrad, dem ich nicht besonders traue, aber es ist immer noch besser als die Schrotthelme, meinen kann man gar nicht schließen. Also lasse ich ihn gleich ganz weg, so wie die meisten hier.

Lipah Beach schmiegt sich an eine langgezogene Bucht, der Strand ist nicht allzu breit und an der Wasserkante dunkel, was den ahnungslosen Badewilligen zum Hüpfen bringt, denn der Sand ist glühend heiß. Gemütlich im Schatten eines großen Baumes dösen wir vor uns hin. Johanna hat schnorcheln empfohlen, manchmal gibt es wohl sogar Schildkröten. Die haben sich zwar nicht blicken lassen, aber tatsächlich ist das Wasser glasklar und auf dem Korallenriff ist ein wahres Gewimmel kleiner und mittelgroßer Fische unterwegs – mir haben es besonders ein paar Baby-Kofferfische angetan, die sehen aus wie aus einem Trickfilm!

So vergeht der Nachmittag zwischen faul herumliegen, schnorcheln und einem Snack auf der angrenzenden Hotelterrasse, wo ich in Ruhe Blog schreiben kann mit Blick aufs Meer. Man kann es schlechter treffen 😉

Am nächsten Morgen werden wir vor acht abgeholt . Mit dem offenen Pick Up geht es eine knappe halbe Stunde westwärts nach Tulamben , wo das Wrack liegt. Die USS Liberty war ein amerikanisches Militär- Frachtschiff, dass 1918 gebaut wurde und schließlich 1942 von einem japanischen U- Boot torpediert worden ist. Es war nicht mehr manövrierfähig. Die Amerikaner und Holländer versuchten, das Schiff in die Hafenstadt Singaraja zu schleppen, aber es war zu stark beschädigt. Deshalb blieb es vor Tulamben liegen und rutschte 1963 während eines Ausbrucks des Vulkans Agung ins Meer. Da ließ man es dann endgültig, als neue Heimat für Korallen.

Korallen, Fische und Tourismus-Industrie danken – es ist DER Spot, der in jedem Reiseführer steht, zumal jeder einfach from shore, vom Strand , aus ins Wasser kann. Knappe 30 Meter, schon hat man es erreicht. Das Wrack ist allerdings völlig auseinandergebrochen und es liegt an einer Riffkante, deshalb dürfen Schnorchler nur im vorderen Bereich herumschwimmen, Taucher müssen fortgeschritten sein, denn es geht auf ca 30 Meter hinunter.

Hier herrscht trotz Nicht-Saison ein regelrechtes Gewimmel. Ganz ohne Boot geht es vom Strand aus ins Wasser, es ist ganz schön schwierig mit dem schweren Equipment über die Steine zu balancieren ohne hinzufallen.

Das Wrack ist vollkommen auseinandergefallen, die enzelnen Teile liegen auf dem Meeresboden verteilt – umschwommen von allerhand Flossenträgern, besiedelt von noch nicht allzu alten Korallen, Schwämmen und Muscheln. Es macht natürlich Spaß, aber da ich zuvor schon ein viel aufregenderes Wrack in Thailand getaucht habe und noch im Menjangan-Korallenfieber glühe, ist es ehrlich gesagt, für mich nicht so aufregend, wie für die meisten hier.

Zurück am Strand beobachte ich, wie sich Einheimische um die Chance drängeln, ein bisschen was auf die Hand zu verdienen, indem sie die schweren Ausrüstungen zurück zu den Pickups schleppen. Niemand beachtet sie wirklich. Es sind extrem viele Frauen dabei, die die wirklich schweren Tanks auf dem Kopf (!) balancieren. Mir ist es mir kaum gelungen, fehlerfrei mit nur einem Tank auf dem Rücken ins Wasser zu laufen. Wenn so ein Ding runterfällt. explodiert es. Ich bewundere diese Frauen und zeige ihnen das auch. Ungläubig und überrascht lächeln die unsichtbaren Hilfsgeister zurück.

Zurück in der Tauchschule werden die Logbücher geschrieben und noch ein bisschen Taucherlatein geschnackt. Johanna ist da und wir kommen wieder ins schwatzen. Wir erzählen ihr, dass wir uns nicht so recht entscheiden können, was wir nach unserer nächsten und letzten Station auf Bali noch machen wollen. Ohne hier mit langweiligen Hin – und Her, Für – und Wider von Orten und Inseln langweilen zu wollen – hier entscheidet sich der Rest unseres Urlaubs nach Bali: Johanna lebt seit 7 Jahren hier und ist viel gereist – sie plädiert für Sumatra. Diese Idee hatten wir eigentlich schon verworfen, aber ihre Schilderungen sind so begeistert, das wir uns jetzt endlich sicher sind, dass wir genau dahin wollen. Bukit Lavang in Nord-Sumatra, da, wo es noch Orang Utans gibt – die man mit Glück auch sieht.

Versorgt mit jeder Menge Tipps, Telefonnummern und Adressen verlassen wir zufrieden das Tauchcenter – mit einem Plan. Zum Buchen setzen wir uns in ein neuentdecktes kleines Café, das außer Espresso sogar Croissants und Pain aux Chocolat führt : Kopi di Tymor.

So schnell kommen wir hier nicht weg, außerhalb des schützenden Segels, versinkt die Welt in einem anhaltenden Wolkenbruch. So lernen wir den jungen Besitzer näher kennen. Eigentlich ist er Erdölingenieur. Aber er findet trotz guten Abschlusses nirgends Arbeit, da alle Unternehmen nur Leute mit Berufserfahrung einstellen – ein Teufelskreis. Plan B musste her – ein nicht genutztes kleines Familiengrundstück hier in Amed und die Idee, die Europäer mit französischem Gebäck und italienischem Kaffee zu versorgen. Croissantbacken kann er schon, nächster Plan ist Baguette. Viel Glück!

Für´s Abendessen hat uns Johanna Plätze in einem „Geheimtipp“-Restaurant besorgt, dem Galanga. Ein wunderschöner tropischer Garten, ein geschmackvoller, aber nicht hochgestochener Gastraum mit gehobener balinesischer Küche, französisch unterwandert. Lecker! Abschiedsabend in Amed…

17 – Go east: Amed

Mit einem Knockout-Tag Verspätung (wären wir in Südamerika, könnte ich sagen: Montezumas Rache….) ist meine Reisefähigkeit wieder halbwegs hergestellt. Auf geht´s, immer (mehr oder weniger) an der Küste lang, nach Osten. Wieder mit einem privaten Fahrer, mangels eines öffentlichen Verkehrsnetzes, das den Namen verdient.

Aber das hat, außer persönlichem Komfort noch andere Vorteile – da die Fahrten auch immer eine Quelle der Erkenntnis in Sachen Landeskunde sind. Die Fahrer und dive guides sind meine Hauptinformanten in Sachen Lang und Leute, so haben die langen Fahrten oft noch was gutes. Und die meisten Menschen hier sind auskunftsfreudig, wenn auch nicht alle gleich gut englisch sprechen und man manchmal etwas Phantasie braucht, um alles zu verstehen.

Außerdem haben die Fahrer oft Vorschläge, was man unterwegs noch besichtigen könnte, Restaurant- Tipps (wo sie vermutlich einen Imbiss dafür bekommen) und sind nie genervt von Sonderwünschen wie „Können Sie mich bitte zu einer Apotheke bringen…ich muss noch mal zum dive center“, etc pp. Auch durchaus etwas zeitaufwändige extra Abstecher zu interessanten Orten sind gratis, der Gesamtpreis, der ausgemacht ist, gilt.

Diesmal habe ich es wirklich unabsichtlich ausgereizt – beim Zwischenstopp im Tauch Center wegen vergessener Stempel, habe ich meine Tasche mit Pass und Kreditkarte liegen lassen… Gemerkt habe ich es bei einem spontanen Abstecher zu einer Perlenfarm, 10 km und eine gute halbe Fahrtstunde später… Ohne jedes Zeichen von Genervtheit lässt uns der Driver im Schatten der Farm zurück und fährt allein die Tasche holen – er ist mein Held!

Die Verzögerung hält ihn auch nicht davon ab, uns später einen weiteren Abstecher vorzuschlagen: Es gibt hier heiße Quellen! In der Nähe der Küstenstadt Lovina sind die Banjar Hot Springs von Buleleng. Inmitten des blühenden Dschungels liegen diese heißen – natürlich „Holy„- und sehr schwefelhaltigen Quellen, was das Atmen in der brütenden Hitze nicht unbedingt angenehmer macht. Bewacht von Göttern und Geistern am Beckenrand, dreht mein Tandempartner beherzt ein paar Runden, dann wird es auch ihm zu heiß.

A propos Küstenstädte, bzw. Ortschaften im Allgemeinen: Abgesehen von besonderen Städten wie Ubud oder Denpasar, sehen die meisten Ortschaften hier anders aus, als in unseren Breiten. Ein Stadtzentrum, Plätze, Viertel findet man hier kaum. Meist zieht sich die endlose Ansammlung von Häusern kilometerweit an der Straße entlang, selten gibt es mal eine Nebenstraße und sowas ähnliches wie Wohnviertel.

Da das Klima erbarmungslos feucht ist, ist schwarzer Schimmel die vorherrschende Wandgestaltung, vorallem der einfachen Behausungen. Die bestehen in der Regel aus Ziegeln, Betonklötzen oder Blech, sind bestenfalls mit einer Art Schmierbeton verputzt und der ist in der Regel dann eben schnell grün und schwarz. Übrigens sind die meisten dieser einfachen Häuser , die oft nur ein oder zwei Räume für alle Bewohner haben (und kaum Fenster), auch innen nach meiner Beobachtung kaum jemals gestrichen. Unnötig zu sagen, dass das für „bessere Häuser nicht gilt.

Wer es sich leisten kann, ein richtiges gemauertes Haus mit mehreren Zimmern zu bauen, der leistet sich dann meist auch eine dieser Tempelmauer-ähnlichen Umfriedungen mit kunstvollen Ornamenten und Figuren und eigenem Opferaltar. Hier konnt dann wiederum wieder Farbe zum Einnsatz- immer Gold, gern auch zusätzlich rot, Gelb, Orange und Schwarz . Ich hatte diese wunderbaren Häuser schon im Kapitel über Ubud beschrieben. Doch solche Häuser stehen natürlich kaum an den Tag und Nacht brummenden, dröhnenden, stark befahrenen Hauptstraßen.

Für die 124 Kilometer, die Banjuvedan von Amed trennen, haben wir fast fünf Stunden gebraucht. Auch Amed gehört zu den Orten, die sich ewig lang an der Straße entlangziehen. Immerhin ist es hügelig und man sieht immer wieder das Meer. Auch so macht der Ort einen entspannten Eindruck. Etwas überrascht lese ich Wörter wie work space… Wie sich später herausstellen soll, haben auch die Hipster und mobile office– Leute den Ort für sich entdeckt. Hier lässt es sich angenehm leben mit ein paar Stunden am PC oder Mac – neben beachen und tauchen…

Unsere hiesige Unterkunft, das Ary Warung & Homestay, liegt direkt an der Straße, was allerdings nicht weiter schlimm ist. Die einzelnen Zimmer sind terassenartig an den Berg gebaut, unserers hat sogar noch ein paar Stufen zu einem extra Sonnendeck, von dem aus man den wunderbaren Sonnenaufgang über dem Meer sehen kann… Ich schäme mich zu sagen, dass wir den jedesmal verpasst haben… Aber auch so ist die Aussicht herrlich, das Zimmer gr0ßzügig, samt mitgeliefertem Kuscheltier…

Vor uns hat eine Amerikanerin hier vier Jahre Covid-Exil gesucht. Sie hat eine kleine, von Geburt an schwanzlose Katze adoptiert, die sie dann einfach zurückgelassen hat. Die sitzt nun jeden Tag mehrmals vor dem Zimmer und jault nach Mama… Da wir ja bekennende cat lovers sind, sagen wir den Vermietern, sie darf ruhig zu uns kommen. Seelig schläft Miez nun ein paar Tage in unserem Zimmer…

Miki geht zum Sonnenuntergangschauen in ein Hipster-Lokal auf dem Berg, ich muss mich noch etwas schonen. Eine Hühnersuppe mit Reis ist aber immerhin schon möglich und ein fauler Abend tut auch gut. Ein Gecko singt das Schlaflied – ich weiß jetzt schon, dass ich diese seltsamen Ge-cko Ge-cko Rufe vermissen werde.

16 – Nach den Bergen kommt das Meer

Meer!

Unser Ziel ist der Nationalpark im Norden Balis – Bali Barat. Je nördlicher wir kommen, desto öfter tragen Frauen draußen auf der Straße einen Hidjab, das muslimische Kopftuch. Allerdings flattern die Tücher auch bei sehr selbstbewusst schnellfahrenden Motorradfahrerinnen – so streng sind die Sitten hier dann doch nicht. Die Bevölkerung an der nordwestlichen Küste ist gemischt, denn das angrenzende Java ist muslimisch und viele sind nach Bali gekommen, weil es hier eher etwas zu verdienen gibt als auf der überbevölkerten, deutlich ärmeren Nachbarinsel. Und es ist wirklich gut zu sehen, wie selbstverständlich und locker das Zusammenleben der HindusMuslims und Christen, hierzumindest, funktioniert.

Gefühlte 10 000 Kurven und 1001 waghalsige balinesischen Überholmanöver später sind wir am Ziel, in Banyuwedang . Unsere neue Bleibe, das Odiyana Bali Retreat, liegt ein bisschen abseits versteckt, aber dafür ist es herrlich ruhig. Zumindest, wenn der nahe Muezzin die Rechtgläubigen nicht gerade zum Gebet ruft und die Sonne noch nicht untergeht… denn dann ist Froschkonzert bis die Hähne krähen. Aber hallo…!!!

Ein großer goldener Buddha im grünen Garten wacht über uns. Außer einem Pool gibt es auch eine natürliche heiße Quelle in einem extra Becken, ich habe schon Schweißausbrüche bekommen, als ich bei diesen Temperaturen nur meinen Fuss reingesteckt habe… alles ist sehr ruhig, es ist eben rainseason und es gibt nur wenige Gäste. Sehr angenehm. Ich muss nach meinem bisherigen Bali-Erlebnis sagen: Ich würde nie in der Hauptsaison herfahren…viel zu viel Leute, es ist so schon genug.

Wir mieten uns ein Motorrad – das bietet hier fast jede Unterkunft an – für 6 Euro pro Tag, damit wir ein wenig die Gegend erkunden können. Wir suchen den einzigen feinsandigen, weißen Strand hier – laut lonely planetGerokdak White Sand Beach. Wir finden ihn auch…aber meine Nerven und körpereigenen Stoßdämpfer sind ausgereizt, so übel ist die Piste hierher.

Der Strand selbst liegt an einer sehr schönen türkisen Bucht, allerdings ist er weder besonders breit, noch besonders lang. Dafür gibts ein paar schattenspendende Bäume und am Ende die feine Strandbar eines oberhalb liegenden Edelressorts. Egal, nach der Tortur muss was Gutes her: Ein edles nicht-Bali-Sandwich und talienische Bruschetta. Auch mal lecker – denn Brot gibt´s hier sonst in Form von ekligem Toastbrot, was immer pappig serviert wird. Laune wiederhergestellt. Noch ein schönes Bad – das erste im Meer seit Thailand. Yeah!

Nun gilt es, ein gutes Tauchzentrum zu finden, denn im Nationalpark soll es spektakuläre Tauchspots geben. Ich halte nicht viel von Internetsuche, ich muss die Leute sehen und sprechen, da vertraue ich auf meinen Radar. Also brausen wir auf der zweispurigen Straße (ich habe hier noch keine mehrspurige gesehen bisher) in all dem Verkehrswahnsinn in den Nachbarort Permuteran, hier gibts mehr Touristen und jede Menge Tauchcenter.

Mein Radar geleitet uns ins Abyss Ocean World Dive Center. Und nach 10 Minuten ist meine Wahl auch schon gefallen: Super-Eindruck, super Leute, super Equipment. Umgekehrt funktioniert auch mein Nein-Danke-Radar ziemlich gut – dann bin ich ganz schnell weg. Tauchen ist Vertrauenssache. Morgen früh gehts los: Tauchen für mich, schnorcheln für Miki -in einem der besten Tauchgründe der Welt!!

Pulau Menjangan, eine kleine Insel vor der Küste, ist umgeben von Korallenriffen, die dank Naturschutz im Nationalpark 100 Prozent gesund und – so der Ruf- spektakulär sind. Zum 1947 erklärten Nationalpark Bali Barat gehören neben Regenwald und dichten Mangroven, Sümpfen, trockenen Savannen, Bergwäldern und Vulkanen auch Sandstrände und kleine Inseln . Die bekannteste davon ist Menjangan, auf der auch die namengebenden Menjangan-Hirsche leben und etliche seltene Vogelarten.

Abendessen im Guesthouse – nicht aufregend, aber sättigend, ein bisschen faulenzen in meiner Hängematte am Pool und ein bisschen mehr Kakophonie aus Koranversen und den nimmermüden Fröschen…. Buddha nimmt alles mit goldenem Lächeln…Gute Nacht!

An dieser Stelle würde das Kapitel enden… wenn nicht das Folgende für uns ein besonders schönes, für die Leser aber ein recht schnell erschöpftes Themaa wäre: Ein Tag im Unterwasserparadies! So schließe ich denn diese Zeilen noch hier an.

Was soll ich sagen: es war ein Tag, den ich bestimmt nicht vergessen werde! Wir sind nur drei Taucher(innen), eine davon erst im Fortgeschrittenen-Kurs mit eigener Tauchlehrerin (übrigens die kanadische Mitbesitzerin des Dive Centers). Bessere Bedingungen kann man sich nicht wünschen:: Zu zweit mit Ary, einem supernetten und entspannten, aber sehr aufmerksamen, jungen indonesischem Guide.

Wir divebuddies sind beide erfahrene Advanced Taucher, können also die volle Rifftiefe von 30 Metern ausnutzen. Gleich zu Beginn begrüßen uns am oberen Riffende zwei Meeresschildkröten und wünschen Gute Reise.

Was nun kommt – geht einfach nicht wirklich zu beschreiben: Die Sicht ist klar und es ist eine Orgie von Farben, Formen und Bewegungen! Es ist das schönste Korallenriff, was ich je gesehen habe, nicht mal Südafrika reicht da ran! Natürlich gibt es auch viele Fische, bunte Schnecken (Nudy Branches), Anemonen und Muscheln in jeder Größe bis zu fast einem Meter Durchmesser – aber die Viielfalt der Korallen und Schwämme hier ist einfach unfassbar! Dazwischen in den Spalten finden wir noch ein paar rot flimmernde electric clams, Skorpionfische und jede Menge anderer Flossen- und Schuppenträger.

Sorry, mir fehlen die Worte, um das zu beschreiben, was ich gaesehen habe. Ich würde die trockenschwimmenden Leser nur langweilen. Also belasse ich es dabei: Es war eines der großartigsten Taucherlebnisse, das ich hatte. Und das zu meinem 80. und 81. Tauchgang! Hallelujah!

15 – Noch mehr Wasser …und jede Menge Wildnis

Munduk liegt inmitten der Dschungelbewachsenen Berge und ist umringt von Wasserfällen. Also auf zum Wandern!

Unser kleines Hotel ist ein Familienunternehmen, jeder macht etwas -oder alles- und wenn noch was fehlt, findet sich immer jemand in der Nachbarschaft. Man muss nur sagen, was man braucht. Heute finden sich sofort zwei nette Jungs, die uns auf Motorrädern zum Ausgangspunkt für unsere geplante Tour bringen. Wenn wir aus dem Dschungel zurück sind, werden sie uns wieder einsammeln.

Der Weg führt uns gleich steil bergab ins tiefe Grün. Zur Motivation rauscht ein kleiner Bach und bald hören wir das Klick-Klack von Wasserwippen, die jemand in den Bach gebaut hat. Wir haben den Zugang zum ersten Red Corral Waterfall erreicht. Aber vorher müssen wir bei einem Wächter erstmal Eintritt zahlen.

Damit -und mit dem Verkauf von Wasser, Früchten und Gewürzen, die hier angebaut werden, und Souvenirs, verdienen die Menschen, die hier – ziemlich abgeschieden mitten im Wald leben – ein bisschen Geld und kümmern sich auch um die Wege. Sie haben auch die Stufen in den Berg gebaut, über die die Täler zu erreichen sind. Anstrengend genug, da hoch und oft bröckelig, aber ohne sie wäre es ziemlich schwierig auf dem lehmigen Boden voller nasser Blätter.

Schön ist er, der Red Corral Waterfall (Air Terjun Munduk), auch wenn ich nicht weiß, wie er zu diesem Namen kommt. Aus rund 15 m Höhe rauscht er in ein idyllisches Tal- alle tief Grün, hier und da rote, gelbe und weiße Blüten und natürlich Eidechsen ohne Zahl.

Unterwegs auf einem schmalen, lehmigen und streckenweise steilen Pfad zum nächsten Wasserfall kommt und doch tatsächlich ein Motorrad entgegen – die Bewohner des Waldes fahren sogar hier mit diesem unverzichtbaren Transportmittel. Ich kriege schon Schweissausbrüche bei der Vorstellung.

Wasserfall Nummer 2, Labuhan Kebo: Nochmal Eintritt mitten im Wald und ein besorgter Hinweis, wir sollen vorsichtig sein und uns nicht verletzen. Diesmal führen die wirklich anstrengenden hohen Stufen tief ins Tal. Wasserfall Nummer 2 lässt sich nicht lumpen und ist um einige höher als der erste, ein Brückchen führt über den Fluss, die Aussicht auf die in der Sonne schillernde Gischt des in die Talsohle stürzenden Wassers, ist wunderschön. Wir klettern über rutschiges Gestein bis ans Becken – und man sollte es kaum glauben bei dieser Hitze: durch die Gischt und den vom Wasserfall erzeugten Wind ist uns nach kurzer Zeit richtig kalt.

Gute Voraussetzung für den schweisstreibenden Aufstieg zurück und das Weiterwandern zu Wasserfall Nr. 3 , Melanting: Diesmal müssen wir ein bisschen weiter wandern. Wieder ein paar Häuser, Hühner, Hunde und Katzen mitten im Wald und ein paar freundlich grüßende Menschen. Und dann gehts ins Tal. Aber richtig. Gefühlt endlos. Meine Knie fühlen sich an wie Gummi und ich muss mich gelegentlich in die Hocke begeben, um von einer Stufe auf die nächste zu kommen. Es gibt keinen trockenen Faden mehr an uns. Der Schweiss läuft in Strömen.

Das Gemeine ist, dass man immer meint, die Talsohle zu sehen, und wenn man da ist, gehts um die nächste Kurve der nächsten vermeintlichen Talsohle entgegen. Aber die Ausblicke auf die Urwaldhänge und Berge mit all diesen wunderschönen Bäumen entschädigen für viele. Und: nichts da mit Ruhe! Hier ist es richtig laut! Die Grillen und und andere Insekten veranstalten ein richtig lautes Konzert!

Endlich unten. Den beunruhigenden Gedanken, da wieder hoch zu müssen bei der schwülen Hitze, vergesse ich schnell, angesichts dieses wirklich hohen, wunderbaren Wasserfalls. Unwillkürlich kommt einem das Wort Urgewalt in den Kopf. Unablässig, unbeirrbar, zeitlos rauscht das Wasser aus dem grünen Berg in die Tiefe, wo es in einem eher erstaunlich kleinen Flüsschen weiterfließt. Angesichts dessen wird der Begriff „zeitlos“etwas konkreter… Andächtige 20 Minuten später machen wir uns auf den Rückweg. Uff….

Wir begegnen ein paarmal anderen Wanderern, die schwitzend fragen, ob sie gleich unten sind, und mit einem diabolischen Grinsen nehme ich ihnen die Illusion… Manchmal tut ein bisschen gemein sein gut…

Fehlt noch Wasserfall Nr 4 auf unserer Route: der Golden Valley Waterfall. Dazu müssen wir fast zu unserem Ausgangspunkt zurück, auf dem Weg kommen wir an einem winzigen Resturant vorbei, dass mitten in den Urwald gebaut ist, in der Hoffnung, erschöpfte Wanderer glücklich zu machen und mit ihrer Freude etwas Geld zu verdienen. Auch Tütchen mit lokal angebauten Gewürzen, geflochtene Körbe und Taschen und etliche Schnitzereien buhlen um die Gunst der Touristen, von denen in dieser Zeit nur sehr wenige hierherkommen. Ich frage verschämt nach einem iced cappucino und bekomme kurz darauf ein großes Glas mit Eis und einer weißen Flüssigkeit . Oh, wohl ein Missvers….. – nein, nein „Iced Cappucino!“ ??… Kosten, staunen – es schmeckt tatsächlich genauso. Keine Ahnung, was es wirklich ist, es schmeckt einfach.

Auf zum letzten Ziel unserer Dschungelwanderung. Kaum sind wir in den Pfad eingebogen, fängt es an zu regnen. Erst moderat, aber ausdauertnd, dann – als eine Umkehr nicht mehr lohnt steigert sich das Ganze zum Wolkenbruch, gerade als der Pfad zum Fluss hin steiler wird und bergauf führt. So langsam wird es eine Herausforderung. Der Regen auf den Blättern des Urwalds macht einen ungeheuren Krach. Am liebsten wäre ich umgekehrt, nur macht das überhaupt keinen Sinn.

Ich fluche laut in den noch lauteren Regen, rutsche ständig aus, da es nun einen Lehmpfad bergauf geht – da erscheint eine Fatarmorgana: Oben auf dem Berg, der vom Wasserfall ausgeht tront ein offenes, aber mit einem Blechdach geschützes Restaurant! Auf den letzten 200 Metern dahin ist der Tropenguss so extrem, dass man gar nichts mehr sieht und hört – außer dem Wasser. Endlich oben! Wir ziehen aus, was die Schicklichkeit erlaubt und bekommen von den jungen engagierten Besitzern leckere grüne Crepe und ….Luwak-Coffee…ja, der aus…geschiedene! Und – echt lecker! Keine Säure, angenehmer kräftiger Kaffeegeschmack.

Der Regen hat aufgehört und wir klettern einen lehmigen Pfad inmitten von Kokos- und Nelkenplantagen zur Straße hoch. Wir schicken unserem Moto-Taxifahrern unsren Stadtort zu schicken, damit sie uns abholen. Es fängt schon wieder an zu regnen. Die einzige Chance uns unterzustellen ist ein recht ärmliches Haus am Straßenrand.

Wir dürfen uns auf die Holzbank unter dem Vordach setzen. Hier wohnt ein altes Ehepaar. Ein heimlicher Blick ins Innere des Hauses ist ziemlich desillusionierend. Ein deutscher Schuppen ist eine Luxusvilla dagegen. Keine Farbe, alles dunkel bis auf ein kleines Fensterchen in der Rückwand. Ein paar wenige Möbelstücke, die gerade eben noch so ihre Funktion erfüllen. Ein paar verrostete Haushaltgegenstände.

Wir bieten dem Opa einen fürstlichen Preis für zwei Avocados an – vielmehr haben sie nicht zu verkaufen. Opa strahlt und lässt die Scheinchenin den Falten des Sarong verschwinden. Inzwischen ist noch ein junger Motorradfahrer hier untergekrochen. Er erzählt, dass er auf ein Visum für Neuseeland hofft, damit er dort viel Geld verdienen kann. Der Mindestlohn liegt hier (etwas unterschiedlich nach Provinzen) bei knapp 100 Euro , das reicht gerade zum Essen und Wohnen, aber kaum etwas darüberhinaus. Gute Jobs sind auch gerade für Uni- Abgänger nur sehr schwer zu finden.

Schließlich haben uns unsere Moto-Boys gefunden und im sröhmenden Regen geht es die gefühlten tausend Kurven zurück ins Bali Rahayu. Hier gönnen wir uns noch eine Stunde Massage für 8 Euro -und einen ruhigen Abend nach soviel Narturschönheit und Urgewalten.