5. Inseltag

Hühnersuppe zum Frühstück ist eine echte Alternative! Und wenn man die noch nach einem ersten Bad im Meer mit Blick aufś Meer löffeln darf, umso mehr.

Heute ist Inseltag. Dazu habe ich mir einen Roller vom Guesthouse geliehen Er war erstaunlich billig und nach einem Blick auf das Gefährt weiß ich auch warum. Wäre dies nicht unmöglich, würde ich sagen, das Teil ist älter als ich. Eine grüne Rostlaube, allerdings nicht an den entscheidenden Teilen. Eine halbe Rolle Klopapier geht drauf, um die Vogelkacke darauf wenigstens abzuwischen.

Dann gehtś los Richtung Süden, angekommen bin ich ja am Nordende, in Saladan. Aber im Süden gibt es ein paar interessante Ziele. Einen Nationalpark mit Höhle und Wasserfall zum Beispiel. Wasser ist immer magisch für mich, deshalb soll das mein erstes Ziel sein. Ich düse gemächlich die westliche Straße hinunter. Bis kurz vor dem südlichen Ende ist alles bebaut, mal mehr, mal weniger , je nachdem, ob ein Strand in der Nähe ist. Aber bebaut heißt hier nicht zugebaut, alles ist kleinteilig, mit Lücken, ohne Betonkolosse. Die Baumaterialen sind zumeist Holz, Blech, Bambus, Lehm oder eben auch mal Beton.

Angesichts der Zahl der Geschäfte, Imbisse und Restaurants frage ich mich, wie schon so oft in Thailand, wie die alle überleben können. Zwischen all den kleinen Bauten entdecke ich eine winzige Moschee, die ihr Minarett fast verschämt und kaum höher als ein dreistöckiges Haus gen Himmel erhebt. Sieht irgendwie kurios aus. Hier und da gibt es auch ein paar buddhistische Altäre, alles friedlich nebeneinander.

Die Straße ist abenteuerlich: Kilometerweit erstklassig asphaltiert, dann plötzlich eine totale Lochpiste mit losem Schotter oder fiesen Betonrillen in Fahrrichtung. Gen Süden wird die Bebauung spärlicher, die flache Landschaft hügelig bis bergig und alles tiefgrün. Dschungel.

Plötzlich kommt eine Abzweigung zur Tiger Höhle – Khao Mai Kaew. Kurzentscchlossen ändere ich meinen Plan und folge der kleinen Straße, die sich durch die grüne Landschaft schlängelt, durch ein einheimisches Dorf. Leider übersehe ich das unscheinbare nächste Schild und gerate auf Abwege, die immer mehr einer dieser Querfeldein-Motorradpisten gleichen, rein in den Urwald. Schließlich komme ich zu einem einsamen Haus mitten im Wald und ein leicht bekleideter Mensch kommt aus seiner Open-Air-Dusche, kichert und verrät mir, dass ich falsch abgebogen bin.

Ich habe Mühe, das Bike auf dem Pfad zu wenden. Als ich zehn Meter weiter bin, merke ich, dass ich meine Brille verloren habe. Ich laufe zurück und stolpere ganz hässlich. Und falle, mit dem Knie auf eine scharfe Steinkante, die einen tiefen messerscharfen Cut in mein Knie haut. Egal, denke ich, bloß raus aus dem Wald. Schwinge mich auf den Roller und erschrecke eine Viertelstunde später die Leute am Restaurant, wo die Führungen zur Höhle losgehen.

Aber mit Hilfe einer Thai-Oma und eines netten Menschen aus Malta wird mein Bein gewaschen und verarztet. Alles gut. Es tut auch nicht sonderlich weh, glatter Schnitt. Auf gehtś zur Höhle.

Alledings hat wohl keiner damit gerechnet, wie anstrengend die halbe Stunde bis zur Höhle ist. Der Weg geht steil nach oben und ist in keiner Weise gut ausgebaut. Teilweise müssen wir uns an Seilen hochziehen und über mehr als wackelige Holzleitern mit Riesenstufen am Felsen hocharbeiten. Der Schweiß läuft in Strömen, alle sechs Höhlenbesucher keuchen. Und eine kleine grüne Schlange gibt die angemessene Deko. was so alles über den Weg huscht, können wir so schnell nicht erkennen.

Aber der Wald ist wunderschön. Dann kommt die Rangerstation, wir bekommen Kopflampen. Noch ein Stück Geschicklichkeitstraining über Felsblöcke und wir sind endlich am Höhleneingang. Und spätetens hier dürfte die Tour für korpulente Besucher enden, denn der Felsspalt, der als Eingang dient, ist…sehr schmal.

…und was dahinter kommt, zum Teil noch mehr. Es ist eine Art Schlangenmenschenparcour mit integriertem freeclimber training. Ich habe ja schon so einige Höhlentouren gemacht, aber das ist wirklich Extraklasse. Durch enge Felsspalten, über glibberige Felsbrocken, über extreme Leitern. Nichts für Klaustrophobiker noch dazu. Plötzlich glitsche ich aus meinem Schuh…

Ein Blick nach unten erklärt die Sache, mein Knieschnitt ist trotz enger Verpflasterung aufgegangen und das Blut läuft in Strömen. So kann ich nicht weiterklettern, aber allein zurück auch nicht. Also setzen sie mich in einer Minihöhle ab, die zum Glück einen winzigen Spalt zum Himmel hat, und ich muss warten, bis die Anderen nach einer halben Stunde zurückkommen. Gut, dass ich nicht wusste, was für gigantische Spinnen in der Höhle wohnen. Also sitze ich da, versuche mein Knie zu beruhigen und eventuelle tierische Besucher im Auge zu behalten. Schmerzen habe ich überhaupt nicht, zum Glück.

Schließlich werde ich wieder abgeholt. Zum Glück ist die Höhle wohl nicht allzu spektakuär gewesen, sonst hätte ich mich gegrämt. Zurück aus dem Höhlenlabyrinth geht es einen anderen Weg, der noch schwieriger ist. Ich versuche, das Knie möglichst selten zu beugen, damit es nicht wieder blutet. Aber leichter gesagt, als getan. Und kurz vor dem Ausgang bin ich dann kurz vor der Panik. Wir müsssen uns im Liegen durch eine Felsenge schieben…. Aber alles überlebt. Ein paar hundert Fledermäuse sagen in der letzten Biegung auf Wiedersehen und der Berg entlässt uns.

Der Abstieg ist wie zu erwarten noch eine kleine Herausforderung, aber alles halb so schlimm. Wieder in der Zivilsation fahre ich in eine Apotheke, lasse den Schnitt desinfizieren und mit wasserdichtem Pflaster verkleben. Die Apothekerin sagt, baden und tauchen kein Problem, solange mir nichts wehtut. Und seltsamer Weise tut ja nichts weh. Ist eben nur ein blödes Blutgefäss getroffen.

Das Leben geht weiter und meine Erkundungstour auch. Den Wasserfall lasse ich aus, er soll jahreszeitlich bedingt kaum Wasser führen. Und Elefantenreiten im Nationalpark…. da halte ich mich lieber an die Plakate mit der Aufschrift: „Love Elephants? Do not ride!“ Also auf nach Lanta Old Town an der Süd-Ost-Küste. Noch ein ganzes Stück Wegs, aber es lohnt sich. Das winzige Städchen ist sehr hübsch nund beschaulich. Eine Flanierstraße voller Läden und Restaurants scheint auf Horden von Touristen zu warten, führt aber stattdessen ein beschauliches Kleinsststadtleben.

Auch die östliche, zweite Straße von Lanta hat mir eine ganz andere, ziemlich ursprüngliche Seite der Insel gezeigt. Zwar gibts auch hier einige wenige Unterkünfte und Restaurants, aber ich habe kaum Touristen gesehen. Alles ist eher verschlafen und grün. Eben dörfliches Leben mit Hühnern und Kühen auf der Straße. Und dahinter das Meer. Ich schlürfe einen Eiskaffee auf einer Dachterasse in der Altstadt mit spektakulärem Blick aus ein Inselarchipel. Sehr gemütlich und entspannend nach dem Höhlentrip.

Irgendwann trödle ich zurück, gemütlich und auch zufrieden nach einem spannenden Tag, kleine Pannen werden in Kauf genommen. Ein Bad im Meer bei Sonnenuntergang (übrigens ohne irgendwelche Probleme) und ein leckeres Abendessen in einem Restaurant in Klong Kong, dem Nachbarstrandort, ein Chang Bier auf meiner Mini-Terrasse und – Gute Nacht!

4. Koh Lanta – die zweite Chance

Nachdem ich gestern schon beschlossen hatte, dass ich die Insel nicht mag, gebe ich ihr heute noch eine Chance. Nach einem letzten Besuch im Gruselkabinett mit Duschfunktion verhandle ich mit dem Hostelbesitzer Jojo über einen vorzeitigen Abbruch unserer Geschäftsbeziehungen. Wir kommen zu einer friedlichen Übereinkunft mit einem kleinen Bonus für ihn und ich bin frei!

Aber wohin? Ohne Roller, ohne Ortskenntnisse…. und die Orientierung ist hier nicht so einfach. Ich laufe einfach mal Richtung Strandende nach Norden. Da sind teure Resorts, bei den Preisen wird mir schwindlig. Schließlich entdecke ich hinter einem der vielen Restaurants Hütten. Ich weiß nicht, wieso, aber irgendwas zieht mich hierhin. Langer Rede – kurzer Sinn: Kurz darauf bin ich Mieterin einer einfachen, etwas betagten, aber sehr sauberen Hütte mit eigener Dusche! Und bei dem Namen muss es ja klappen: The Thai Cat.

Nach einen Nickerchen und einem Imbiss bin ich wieder guter Dinge und finde auf einmal alles ganz schön: Der endlose Strand ist tagsüber gar nicht so voll, wie befürchtet, die Urlauberschar eher nord- und mitteleuropäisch und ziemlich entspannt. Über andere Strände weiß ich nichts – ist mir auch egal. Und endlich bin ich auch in der Stimmung für ein genüssliches Bad im hellblauen, warmen Meer – mein Lebenselixier.

Am Nachmittag mache ich mich zu Fuß auf den Weg zu der von Berlin aus angepeilten Tauchschule mit dem krytischen Namen „Apo Dhatu Divers„. Es gibt nur zwei große Straßen auf der Westlichen Insel – eine im Osten, die andere im Westen. Ich bin hier in Lanta Yai (das Große Lanta), die belebte Insel, während ihre durch eine große Brücke mit ihr verbundene kleinere, tief bewaldete Zwilligsschwester Lanta Noi (Klein Lanta) ein eher unscheinbares Leben führt. Kleine Geschäfte, Imbisse und Restaurants reihen sich locker am Straßenrand auf. Immer wieder ein freundliches Lächeln von fremden Menschen – Thailand! Straßen wie diese sind ganz typisch für die Inseln hier.

Schweissüberströmt, aber geläutert, finde ich alles auf Anhieb. Die Besitzer der Tauchschule, ein Schweizer Paar aus Genf, kommen auch gerade zurück. Wir sind uns symphatisch und stellen schon mal die für mich passende Ausrüstung zusammen – prophylaktisch, denn morgen will ich mich erst noch aklimatisieren. Das Tauchen ist hier unten ziemlich teuer, soll aber in den Nationalparks hier in der Andamanensee sehr schön sein. Und so muss ich es natürlich ausprobieren.

Mit dem eher dezenten Gesang eines Muezzin im Rücken laufe ich über den Strand zurück – einem abendlichen Bad und dem Sonnenuntergang entgegen. Bei einem frischen Kokos-Shake ordne ich meine Gedanken, bevor ich mir in meinem Hausrestaurant frischen White Snapper vom Grill schmecken lasse. Lanta ist eigentlich ganz schön……

3. Wer sagt, dass es im Paradies immer schön ist?

Der Tag beginnt nach einem Blick auf die Uhr mit der Erkenntnis, dass es wieder ein Morgen ohne das versprochene Gepäck ist. Aber am Mittag geht die letzte Fähre nach Koh Lanta und die will ich unbedingt erwischen. Also ein mittelschwerer hysterischer Ausraster per Telefon (es ist mein 6. Anruf). Aber wirklich Erfolg hat nur der wiederholte Anruf meiner smarten Hostelmanagerin Fai, die thaistyle böse schimpft und droht, dass der Airport meine doppelten Hotelkosten für Phuket und Lanta bezahlen muss, wenn das Gepäck nicht bis 12 Uhr da ist. Und siehe da – plötzlich sind alle ganz sicher, dass es kommt.

Frohen Mutes mache ich mich auf die Suchee nach einem Frühstück und Aloe Vera, um meine total verbrannten Arme zu verarzten. Die haben beim Tag auf dem Bike wie auf dem Grill gelegen und irgendwie habe ich das ausgeblendet…. Noch ein Abschiedsbummel durch das Viertel um die Yaowarat Road und dann heißt es: gespannt warten. Fai hat den allerletzten Platz auf der Fähre nach Koh Phi Phi gebucht, von da aus muss ich dann mit einer kleinen Fähre zurück nach Lanta fahren, um heute noch anzukommen.

12:01 Uhr: Mein Gepäck kommt! Der Bote zeigt mir seine Lieferliste, bei der mein Name, rot unterstrichen, auf Platz 1 steht… Geht doch. Kurz darauf kommt mein Shuttle zum Pier Rassada, wo meine kleine Seereise beginnt.

Zwei Stunden später taucht eine beeindruckende Silhouette vor uns auf: Koh Phi Phi, die wunderschöne Felsen-Urwald-weiße Buchten-Insel, die Leonardo di Caprio und Tilda Swinton mit dem Hollywood-Film „The Beach“ berühmt gemacht haben. Im vergangenen Jahr hat man die Strände für 6 Monate geschlossen, weil sie von den Touristenmassen fast zerstört waren… Leider bleibt keine Zeit für einen kleinen Erkundungsspaziergang, denn wir sind zu spät und der letzte Lumpensammler nach Koh Lanta wartet schon.

Es ist wirklich ein Lumpensammler, keine Ahnung, wie alt der Kahn ist, ich glaube kaum, dass der in Europa noch Passagiere befördern dürfte. Aber die fröhlichen, korpulenten „Schaffnerinnen“ verbreiten gute Laune. Alle tragen Hijab, was daran liegt, dass Lanta eine mehrheitliche muslimische Insel ist. Aber alles sehr moderat und wenig dogmatisch.

Das einzige Pier in Koh Lanta ist winzig, vorallem angesichts der vielen Schiffe, die hier anlegen. Wir koppeln längsseits an ein anderes Schiff an und müssen samt Gepäck über ziemlich wackelige Bohlen und provisorische Bretter über vier andere Schiffe stolpern, um an Land zu gehen. Nach dem Entrichten der sehr moderaten Inselsteuer dürfen wir dann die Insel betreten.

Nach hartem, aber fröhlichem Preis-Feilschen finde ich eine TukTuk-Fahrerin, die bereit ist, mich zu meinem vorgebuchten Guesthouse zu fahren. Sie sieht richtig verwegen aus, mit langer muslimischer Kleidung, Kopftuch und scharfer Ray Ban- Sonnenbrille,wenn sie über den Lenker gebeugt über die Inselstraße fegt. Eine energische und selbstbewusste Frau, wir haben viel Spaß unterwegs. Ich bin bestens gelaunt, auch wenn ich durch die Bäume sehe, dass ich den berühmten Sonnenuntergang verpasse.

Als wir endlich das Aule Guesthouse gefunden haben, sieht sie mich ebenso schräg an, wie ich das Objekt. Es sieht eher nach einem Sperrmüll- Objekt aus. Naja, vielleicht eine schlechte Ansicht, so in der Dämmerung. Ein freundlicher halbnackter Thai-Party-Typ kommt freundlich auf mich zu – der Besitzer. Ich frage mich flüchtig, wer die Fotos für die Website frisiert hat. Mein private room entpuppt sich als mit Bambus und einem Laken von einem Schlafsaal abgetrenntes Kabuff. Bett, Bettvorleger, Moskitonetz, Glühbirne, klappernder Ventilator. Kein Fenster, aber das macht nichts, die Wände bestehen nur aus löchrigem Bambusgeflecht, da kommt genug Licht rein…

Nachdem ich das fleckige Bett neu beziehen lassen habe, setze ich mich erstmal auf selbiges, um mir einzureden, dass alles cool ist. Wie von der Tarantel gestochen fahre ich hoch, weil ich glaube, dass einer hinter mir sitzt, der Raucherhusten hat. Nein, hinter der Wand ist nur die Raucherecke. (Und da wusste ich noch nicht, dass der Typ an Schlafstörungen leidet und bis 4 Uhr morgens da sitzt und hustet, bevor er auf der anderen Seite im Schlafsaal anfängt zu schnarchen.)

Der nächste Schock ist die Gemeinschaftsdusche. Ein dreckiges, schimmliges Verließ, in dem das Duschwasser aus einem aufgeschlitzen siffigen Fussball kommt, den jemand an das Wasserrohr montiert hat. Von der Wand ringelt sich ein fetter, haariger Wurm auf mich zu.

Ich bin nicht übermäßig pingelig und versuche, auf meinen Reisen wirklich zu einem reduzierten Standard zurückzufinden. Aber das ist dann doch zuviel. Und es war gar nicht mal so billig… Aber es ist stockdunkel, ich kenne mich nicht aus, habe keine Vorstellung von der Insel…. für heute Nacht bleibt mir nichts anderen übrig. Morgen werde ich weitersehen und über vorzeitige Vertragsauflösung bitten.

Dermaßen angefressen mache ich mich auf zum 100 Meter entfernten Long Beach, um etwas spazieren zu gehen und zu Abend zu essen. Und schon folgt der nächste Schlag: Dröhnende Bässe künden davon, dass hier The Zone ist, Die Partyzone an diesem 3 km langen Strand. Ich wandere zwanzig Minuten am wunderschönen, dunklen, warmen Meer entlang, um endlich ein nicht Elektro Pop oder Fusion- beschalltes Abendessen zu mir zu nehmen. Und nein, es ist nicht gelogen: Das ist das erste richtig miese Essen, dass ich je in Thailand gegessen habe.

An dieser Stelle beende ich meine Gruselgeschichte mit zwei Nachsätzen: In dieser Nacht ist mir bis sechs Uhr morgens nicht der geringste Schlaf vergönnt. Was bleibt, ist die Hoffnung, das ich mit diesem wundersamen Start auf Koh Lanta garantiert den Tiefpunkt meines Urlaubs erreicht und hoffentlich überstanden habe. Dieses Quartier ist das, was wir Berliner kurz und treffend den Griff ins Klo nennen. Und morgen beginnt der Rest meines Urlaubs.

2. One day in Phuket

Der Jetlag hat mich noch voll im Griff. Erst nicht einschlafen, dann nicht aufwachen…Egal, mein erster richtiger Ferientag ohne Flug. Für den einen Tag, den ich diesem Ort komplett eingeräumt habe musste ich mich entscheiden – es gibt viele verschiedene Stände, vor allem im Westen, einen kleinen Nationalpark mit Wasserfall, einen hohen Aussichtspunt und als neuere Sehenswürdigkeit das große Buddha-Monument auf einem Berg südwestlich von der Stadt. Dafür habe ich mich entschieden, gefolgt von zwei, drei Stränden, die nicht den Ruf von Patong Beach haben – sozusagen „Malle“ in Thailand…Und ich habe mir vorgenommen, ganz vernünftig und entspannt zu sein- zumindest heute noch – und mich – wie auch immer – fahren zu lassen.

Das allerdings erweißt sich als sehr schwierig, schon ganz und gar in Kombination. Es gibt einige Busse, die stündlich in die Nähe des Buddhas fahren, aber dann muss man bei der Hitze noch einige Kilometer den Berg hochlaufen. Und danach kommt man kaum weiter. TukTuk und Motorradtaxis fahren nur eine Strecke und warten nicht, es sei denn, man zahlt fürstlich. Ganz zu schweigen von Taxis, das ist mit Wartezeit richtig teuer. Guter Rat auch…

Im Hotel rät man mir, ein Motorbike zu nehmen, so nennen sie hier auch die Roller. Das warś dann mit der Vernunft. Sie organisieren alles, das Gefährt wird frei Haus geliefert und – ist ganz schön groß… Eine 125erHonda. Gut, dass ich inzwischen echte Berliner Fahrpraxis habe. Also Helm auf, Gehirn auf Linkssverkehr trimmen, Navi einschalten und los.

Ich fädle mich aus der Altstadt, wobei es lästig ist, immer wieder anhalten zu müssen, um auf das Handy-Navi zu sehen, denn hier ist nichts vernünftig ausgeschildert, und wenn, dann zu 95 Prozent auf Thai. Und es gibt viel mehr Möglichkeiten falsch zu fahren, als der Plan zeigt.

Nachdem ich dann auch prompt auf der sechsspurigen Straße zu weit gefahren bin, finde ich irgendwann die Anfahrt zum Berg. Immer schön steil hoch in Serpentinen durch den Wald. Und zu allem Übel auch noch Quadfahrer-Rudel quer über die Straße…. Aber alles geht vorbei, ich komme heil an.

Ein paar Stunden zu spät um in Ruhe schauen zu können, es wimmelt nur so von Touristen Gruppen. Egal, die Aussicht ist wunderbar: Phuket Town und Umgebung liegen vor mir ausgebreitet, genauso wie Strand und Meer. Und als ob das noch nicht genug wäre: Draußen im Meer setzen mehrere Inseln, leicht in Nebel gehüllt , noch ein paar besonders schöne Akzente. Allein dafür hat es sich gelohnt.

Nun aber zur eigentlichen Attraktion: Big Buddha. Er wurde 2008 fertiggestellt. Aber bis heute wird drumherum und am Sockel noch gebaut. Woran erinnert mich das bloß…. Der Riese ist 45 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 25 Metern. Ganz schön protzig. Aber trotzdem schön anzusehen. Aber ehrlich gesagt, gefällt mir der viel kleinere, alte goldene Buddha, der ganz berschät daneeben sitzt und den keiner mehr beachtet, eigentlich besser.

Ich verzichte darauf, mich gelangweilt und lustlos von einigen Mönchen segnen zu lassen, die gar nicht schnell genug auf den geforderten Geldeinwurf hinweisen können. Berühren dürfen sie den schnöden Mammon ja nicht. Ungesegnet, aber erleuchtet, schreite ich von dannen.

Auf dem Rückweg fällt es mir schwer, mich auf die wirklich gefährlich stelie Straße in Haarnadelkurven zu konzentrieren, so schön sind die Ausblicke, die von Zeit zu Zeit durch die Bäume zu sehen sind. Und ich fürchte, die Bremsen werden zu heiß…und mache eine wunderbare Pause in einem kleinen Restaurant mit phantastischem Blick über die Buchten. Ein mit Orchideen verzierter Eiskaffee hebt meine Laune noch mehr!

Wieder auf der Hauptstraße angekommen, versuche ich zu den Stränden, die ich mir herausgesucht hatte, zu finden, was sich wiederum als wesentlich schwieriger erweist, als gedacht. Und der Verkehr auf der Insel ist wirklich nervend.

Aber irgendwann habe ich es doch noch geschafft. Kata Noi Beach. Ein großer, schöner Strand in einer langen Buch mit hellbauem Meer. Ich bin total geschafft von der ewigen Fahrt und kann es kaum erwarten, mich in mein geliebtes Meer zu stürzen. Ich spare mir mal die Beschreibung meines zusammengestückelten Aufzuges (Danke SwissAir). Das Wasser war wunderbar!

Trotzdem habe ich so gar keine Lust auf längeres Verweilen, vor allem auch, weil es mir vorkommt wie auf dem in einen Strand verzauberten Moskauer Hauptbahnhof. Zumindest die Geräuschkulisse ist so.

Ich finde noch zwei weitere Strände, Kata und Karon Beach, an denen ich eigentlich etwas zum Sonnenunergang trinken wollte. Aber wenn ich schon die lauten Massen am ersten Strand zu viel fand, wird es nun nur noch schlimmer. Ja, vielleicht bin ich arrogant, aber ich möchte so keinen Urlaub machen, da lobe ich mir meine kleinen Inseln und den Urwald!

Ich lande mit einem eisigen Watermelon Shake neben meinem Roller auf der Straße hockend und staune teilweise sprachlos über das an mir vorbeieilende und-schlendernde Urlaubsvolk. Alle Kabarettisten der Welt könnten hier Quellenstudium betreiben! Kann sich wirklich keiner ausdenken….

Es ist spät, ich muss ja noch zurück und will unbedingt noch auf dem Sunday Night Market in der Altstadt essen. Ich düse durch den abendlichen Stoßverkehr und… verfahre mich doch wieder. Tausende von Schildern mit allen mögichen Informationen säumen unübersichtlich die Straßen, aber eben in Thai. Und dann kommt mal ein lesbarer Hinweis, aber dem folgt dann lange kein weiterer. Zu allem Übel ist mein Akku alle und ich habe keine Ahnung, wo ich bin. Auf diese Weise habe ich auf jeden Fall viele Ecken von Phuket Town kennengelernt…

Wohbehalten, frisch geduscht und hungrig stürze ich mich ins Getümmel, gleich um die Ecke in der Thalang Road. Es ist so unglaublich voll, das man kaum durchkommt. Aber die Straßenköche brutzeln, kochen und mischen so unglaublich leckere Sachen, dass sich wirklich niemand, der nach Thailand kommt, diesen Genuss versagen sollte. Auch wenn sich Genuss wirklich nur auf das Essen selbst bezieht, denn man muss alles aus der Hand, ergo Plastikbox oder -tüte …genießen. Oft sogar, wie hier, ohne Sitzmöglichkeit.

Aber hier wird nicht nur gegessen und Kunsthandwerk neben Kitsch angeboten, hier gibt’s auch überall Entertainment – was übrigens dank der leistungsstarken Lautsprecher als ohrenbetäubende Kakophonie noch auf die Essenden eindröhnt. Hier treten Laien oder Laienbands auf. Eine Blues – Brassband ist richtig gut, aber alles andere eher etwas anstregend. Aber die Thais lieben es. Und das Schrägste überhaupt sind die Karaoke-Sänger, die ganze Konzerte geben, während ihre Groupies von Oma bis zur beleibten Nachbarin dazu die GoGo Girls geben. Das kann man nicht beschreiben, dass muss man sehen.

Derart herumgekommen, gefüttert und unterhalten kann ich eigentlich nur noch ins Bett gehen…und von minem Gepäck träumen.

1. Thailand – diesmal von Süden nach Norden

Einmal Phuket…oder doch lieber nicht? Ohne das verlockende Gabelflugangebot wäre ich vielleicht doch lieber wieder in Bangkok gestartet. Irgendwie klingt Phuket für mich immer zu sehr nach Rummeltouristen und Sugardaddies. so wie Pataya. Aber – der Süden und die Inseln sollen sehr schön sein… Also los!

Oh nein ! Im rammelvollen Flieger sitzt ein kleiner bodygebildeter, schmuckbehangener, glatzköpfiger Typ aus dem Alpenland neben mir. Phuket ruft…. Aber über die Stunden erweist er sich dann als redseelig, freundlich und ziemlich schräg. Er ist Tätowierer, hält sich für einen Künstler, ist Buddhist, erzählt im gleichen Atemzug von heißen Besäufnissen, tollen Reisen und Drecksländern, in die er lieber nicht will….etc pp.

Der Landeanflug ist sehr vielversprechend: strahlend hellblaues Meer, grüne Inseln, lange Strände und – tatsächlich so viele Delfine, wie ich noch nie gesehen habe. Die Maschine ist bereits so tief, dass kein Irrtum möglich ist, man sieht die munteren Gesellen tauchen und springen, als gäbe es kein Morgen. Unglaublich!

Die Landebahn beginnt nur ein paar Meter hinter dem Strand, das sieht alles sehr vielversprechend aus. Der Flughafen ist eher klein – zu klein, für so viele Touristen, wie sich gleich zeigt. Zu wenig Parkpositionen, zu wenig Gangways, zu wenig Busse. Doch der Gau kommt für mich erst, das liegt aber an der Lufthansa: Nach anderthalb Stunden Gesuche ist klar: Mein Gepäck ist weg. Egal, ich versuche, mich nicht zu ärgern. Vielleicht übermorgen, heißt es nach einigermaßen chaotischer Suchmeldung.

Nach dem Stress habe ich keine Lust auf langwierige Busabenteuer und Gesuche. Ich nehme ein Taxi. Die erste thailändische TaxifahrerIN! Und die fährt sogar ordentlich mit Taxameter. Meine Laune wird gleich besser, auch wenn mir ihre muntere Unterhaltung in Thai-Englisch bei meiner Müdigkeit eher schwerfällt. Eine alleinerziehende Mutter, die immer wieder von Oma und Sohn angerufen wird, und dabei auf Lautsprecher in ihr Handy brüllt – und das bei dem Verkehr!

Ich bin erstaunt, wie weit es in die Altstadt von Phuket Town ist, ich hatte mir die Halbinsel Phuket kleiner vorgestellt! Eine endlose, fast lückenlos bebaute Straße, ein paar kleine Kautschuk- Plantagen, alles eine wenig attraktive Mischung aus Geschäften, Autowerkstätten, undefinierbaren Gewerbehäusern und dazwischengequetschten kleinen Wohnhäuschen. Viel Schimmel, viel Bauschutt, viel Chaos. Und natürlich hin-und wieder das königliche Konterfei und Buddha. Für 10 Minuten laden wir plötzlich noch spontan einen russischen Opa ein, der nichts versteht, aber wohl irgendwie in sein Hotel will. 100 Baht vom Opa, 50 davon bekomme ich später abgezogen.

Endlich sieht die Bebauung mehr nach Stadt aus: Phuket Town. Eine große lange und breite Hauptstraße mit großen, ebenso undefinierbaren Geschäften, Banken und anderen offizielleren Gebäuden, noch mehr Verkehrschaos. Doch dann wird alles enger und netter. Old Town.

Schon besser. Auch viel Chaos und Schimmel, aber wenigstens alt. Viel kleinere, manchmal ganz originelle Häuschen, kleine Läden, Restaurants, schlendernde Touristen, wieselnde Thais, Straßenhändler mit allerlei leckerem Obst und anderen ess-und trinkbaren Snacks. Und die ewigen Motorroller, die sich überall durchschlängeln.

Mein Stoßgebet wird erhört und das blind gebuchte, preiswerte Chino Town Gallery Hostel sieht ganz nett aus. Zimmer sauber, mit Pseudofensterchen zum Flur, breites Bett, Gemeinschaftsbad. Chinese owned, aber arbeiten dürfen Thais.

Nach einem kleinen Nickerchen mache ich mich auf Entdeckungsreise durch die alten Straßen. Alles wuselt, aber trozdem ist es ganz gemütlich, auch die Touristen sind hier gemäßigt – kein Strand in der Nähe. Ein paar größere alte Gebäude stechen hervor: ein altes Bankhaus, ein altes Polizeihauptquartier, ein Museum usw. Und natürlich ein riesiger pompöser Tempel, den ich alerdings nur von außen bewundern darf, denn meine momentan sehr reduzierte Kleiderauswahl beinhaltet nichts „Angemessenes“ .

Manchmal denke ich, dass in den Räumen Sperrmüll wild gelagert wird und bin dann immer wieder erstaunt, wenn es beim zweiten Hinschauen irgendwelche Geschäfte sind. Das extremste ist ein Raum, den ich für eine zugerümpelte ehemalige Werkstatt halte, der sich aber schließlich als Vintage-Bar outet. Uff….

Die Bevölkerung hier ist ein bisschen anders gemischt als im zentraleren oder nördlichen Thailand: Es gibt mehr Muslime und Inder neben den Thais und Chinesen. Und dadurch im Stadtbild deutlicher weniger Tempel, ich habe noch keinen einzigen Buddha-Schrein gesehen.

Nach einer ersten Thaimassage für umgerechnet 8 Euro als Belohnung nach Flug, Stress und fast drei Stunden Stadtspaziergang, suche ich mir ein kleines Restaurant und genieße mein erstes Thai-Abendessen: Hühnchen mit Gemüse und Cashew-Nüssen. Lecker! Der erste Tag ist geschafft. Irgendwie ein bisschen wie in Trance: Müdigkeit, Hitze, alles plözlich eine andere Welt….