8. Die Provinzhauptstadt Krabi (I)

Drei Stunden nach nach meinem Abschied von der Insel zerre ich mein Gepäck durch irgend eine seltsame dunkle Nebenstraße von Krabi, die genauso viele Bauschuttkippen wie Brachen und kleine Häuser anzubieten hat, und suche auf meine ratlosen Navi das Baan To Guesthouse. Eigentlich sollte mich der Minibus-Fahrer hinfahren, aber er hatte wohl keine Lust mehr und hat mich oben an einer Hauptstraße abgesetzt. Nicht, dass ich mich fürchten würde, aber im Dunklen in einer Stadt, von der man nicht die geringste Vorstellung hat, ist schon nervig. Und gerade hier ist es bis auf zwei herrenlose Hunde wie ausgestorben. Irgendwann kommt eine dicke Oma auf einem Roller vorbei und zeigt mir den Weg.


Obwohl eigentlich im Stadtzentrum von Krabi, liegt das Baan To Guesthouse ziemlich versteckt, ruhig und abgeschieden. Wirtin und Zimmer sind in Ordnung, bis auf den alterschwachen quietschenden Ventilator. Unten im kleinen Restaurant hinter dem Haus sitzen so ein paar deppe Deutsche, die laut und dumm herumblöken, und alle anderen Gäste mit ihren Weisheiten nerven, aber halb zehn schließt das Restaurant. Einziges Problem: Es ist drückend heiß, auch am späten Abend, und der alte Propeller macht Lärm und Zugluft Richtung meines Kopfes, was ich gar nicht vertrage. Aber morgen wird ein anderes Zimmer frei.


Ein erster Spaziergang führt mich nach fünf Minuten ins Zentrum. Das ist irgendwie recht dunkel, keine Ahnung, was in den relativ großen Häusern entlang der Straßen untergebracht ist. Als schön würde ich nach einem ersten Eindruck die Stadt nicht beschreiben, aber natürlich – wie nicht anders zu erwarten, sehr geschäftig, denn das ist die Provinzhauptstadt. Und – trotz des Massentourismus hier -wirkt alles noch sehr authentisch.

Auf einem Hügel mittendrin tront, wunderbar angestrahlt, ein blau-weißer Tempel: Wat Kaew Korawaram. Ich kann ihn wieder nur von außen bestaunen, fehlt mit doch etwas, um meine nackten Arme zu bedecken. Auf dem Weg in die Stadt rein, habe ich hier auch schon einige Moscheen gesehen. Wieder der Mix des thailändischen Südens…

Krabi ist der Name eines alten thailändischen Schwertes und so sind dann auch zwei gekreuzte Schwerter das Wappen der südlichsten Provinzhauptstadt Thailands. Sie liegt am Indischen Ozean, genauer eben an der Andamanensee, hat 120 km Küste und über hundert Inseln und sehr viel Wald. Die Stadt lebt hauptsächlich vom Fischfang und vom Tourismus. Überall wird gebaut.

Der hiesige Nachtmarkt ist für mich als Nachtmarktfan eher enttäuschend, was das Essen betrifft, aber natürlich findet sich dennoch etwas Gutes zum Abendessen. Kurios ist an diesem Markt eher das Beiprogramm: Auf einem großen Platz in der Mitte thront eine Bühne, davor viele Zuschauerreihen, die fast alle von überwiegend thailändischen Familien besetzt sind.

Auf der Bühne findet ein seht seltsames Programm statt, das ich nicht verstehe. Da stehen Erwachsene und ein Schlange Kinder. Es wird viel geredet und die Kinder machen seltsame Geräusche, alle johlen und klatschen. Am Ende hat immer ein Kind gewonnen und bekommt einen Preis, der höchstens für Mama geeignet ist – irgendwelche Decken oder Wäschestücke. Scheint aber ein Hit zu sein, diese Art von Unterhaltung. Mein erster Ausflug endet, als die Saufkumpane eben in ihren Zimmern verschwinden.

Zuerst bin ich kreuz und quer in Krabi unterwegs, das viel größer ist, als ich dachte. Endlose Straßen, mäandern von der Innenstadt aus Richtung Umland. Irgendwie ähneln sie den amerikanischen endlos-Straßen mit Werkstätten, Geschäften, Firmen, Märkten …. alles ohne Plan und Ende, wild zusammengewürfelt und schwer einzuordnen. Mal fast protzig, mal als Blechhütte. Und – ebenfalls wie überall hier – Schimmel, wohin man blickt. Der Preis des tropischen Klimas. Überallem schwebt das übliche Wirrwarr der Stromleitungen. und manchmal – mittendrin fast dörfliches Ambiente mit Hühnern und Hunden.

Mein erster Weg führt mich zum Busbahnhof außerhalb der Stadt, da meine Wirtin behauptet, es gäbe keinen großen Linienbus für mein Weiterfahrt, obwohl mir dafür im Internet Tickets angeboten werden. Und tatsächlich, egal was man da buchen kann – es gibt Richtung Khao Lak – mein nächstes Ziel – keinen solchen Bus. Sehr seltsam. Muss ich wieder mit einem dieser beengten Minivans Vorlieb nehmen.

Ganz in der Nähe soll es in einem Felsen am Meer ein paar schöne Höhlen geben. Die allerdings liegen offenbar auf einem wahrhaft riesigen Gelände eines Edelressorts. Ich irre eine kleine Ewigkeit darauf herum, mein Navi dreht sich im Kreis und die gelangweilt flanierenden Hotelgäste zucken nur die Schultern. Auch egal, es gibt noch mehr zu sehen.


Am Rande der Stadt fließt ein breiter Salzwasserfluss Richtung Meer, am anderen Ufer wächst und ein Mangrovenwald. Auf einer Insel, die von zwei weiteren beeindruckenden grün bewachsenen Sandsteinkegeln beschattet wird, leben freche Affen, die eine besondere Höhle bewachen: Khao Khanap Nam. Mein nächstes Ziel. Ich brauche allerdings ein Boot, das mich übersetzt. Eigentlich wollte ich durch den Wald zu besagter Insel spazieren, aber da ich allein bin und ein schlechtes Geschäft, will mich keiner zu einem tragbaren Preis übersetzen. Schließlich einigen wir uns auf eine kurze Überfahrt: Nur Insel und Höhle und zurück.

Meine Wasserflasche nimmt mir der Bootsfüher ab – das würde nur die Affen provozieren, die sie mir dann stehlen wollen. Dementsprechend skeptisch behalte ich bei meinem einsamen Gang zur Höhle zwei Exemplare im Blick. Sie mich auch.

Die Höhle kann man über eine Treppe und eine Leiter erreichen. Sie ist wirklich ziemlich eindruckvoll mit all ihren Stalakniten und Stalaktiten. Hier wurden die ältesten Knochenfunde von Urmenschen in Asien gemacht: Ein 47000 Jahre altes, überdurchschnittlich großes Skelett. Sicher ist, dass vor 30000 Jahren in dieser Gegend erste menschliche Siedlungen waren. Während des zweiten Weltkrieges hat sich die japanische Armee hier verschanzt.

Weiter geht’s, aber erst, nachdem ich meine Körpertemperatur bei einem Watermelon Shake im Schatten wieder auf einigermaßen normal gebracht habe… (Fortsetzung folgt)

7. Abschied von Lanta … Krabi wartet

Irgendwie bin ich ein bisschen unentschlossen. Ich habe ja längst geplant, heute die Insel zu verlassen. Aber eigentlich fühle ich mich gerade ganz wohl… Ich lassedas Schicksal entscheiden: Ein Anruf bei Apo-Dhatu Divers am Abend und die Frage, was sie morgen vorhaben…ist es etwas Neues, bleibe ich, sonst pack ich mein Köfferchen. Nein, morgen klappt es nicht mit dem Wrack.

Also: Abschied von der Insel. Ein leckeres Abendessen am Grill, ein Strandspaziergang. Drei Dutzend Mosquito- Stiche bei Blog und Bier auf meiner kleinen Terrasse im Sea Pearl Cottage, wie das zum Restaurant Thai Cat gehörende Gästehaus übrigens tatsächlich heißt. Diese Mosquitos hier sind seltsam: Sie nerven, beißen in Kompanie-Stärke und am nächsten Tag sieht man kleine Punkte, die man aber nicht spürt.

Mr. Coco, mein Ansprechpartner und Kümmerer seit dem ersten Tag, schaut noch vorbei und sagt mir, dass er alles wunschgemäß organisiert hat für meine Abreise morgen. Obwohl er ja findet, ich solle noch bleiben… Das ist das Tolle hier: man findet immer sofort Leute, die alles perfekt organisieren, ganz einfach so, ganz nach Wunsch.

Am Morgen freue ich mich, dass ich meine Abfahrt auf halb fünf gelegt habe, so bleibt noch Zeit für Yoga am frühen Morgen, einen early bird Strandbesuch und ein Thai-Frühstück (Hühnersuppe) mit Blick auf das Meer.

Später fahre ich noch mal nach Saladan und gönne mir eine Abschluss-Massage bei Wan. Ein bisschen schlendern, ein Besuch im heiß empfohlenen Lanta Silver – Laden…. Noch ein bisschen aufś Meer starren…

Mr Coco ist ganz genervt, weil sich mein Minibus verspätet, mir ist das egal. Schließlich kommt der vollgestopfte Van und es geht los. Wir müssen lange an der Lanta-Autofähre von Lanta Noi zum Festland warten, es ist so was wie rush hour. Neben mir sitzt ein gesprächiger junger Siebenbürger Ungar aus Rumänien, das ist alles ganz spannend und die Zeit vergeht schnell. Noch einmal sehe ich von der Fähre die Sonne über Koh Lanta untergehen, dann warten neue Horizonte.

Fazit zu Koh Lanta? Eine schöne Insel in einer phantastischen Umgebung: der südlichen Andamanensee mit diesen unglaublich vielen, wilden bizarren Felseninseln. Diese Anblicke sind einfach unglaublich, davon kann man nicht genug kriegen. Und das Tauchen war auch sehr schön hier, das würde ich gern wiederholen.

Ansonsten kann man hier gut mal ein paar Tage ausruhen, denn trotz der schier unüberschaubaren Zahl an Unterkünften für jedes Budget, findet man am Strand erstaunlich wenig überfüllte Ecken, stattdessen viel Platz. Und die Urlaubermischung ist auch angenehmer als in Phuket und insgesamt entspannt. Klar, Lanta ist ein absoluter Touristenmagnet, mit Thailand hat das nur noch wenig zu tun – vom Essen und den freundlichen vielen dienstbaren Geistern mal abgesehen.

6. Unterwasser – Zauberwelt

Genug Landrattendasein, es wird Zeit… zum Tauchen! Punkt 7:30 Uhr steht der Jeep von Apo Dhatu Divers vor dem Tor, der Chef selbst kutschiert mich und ein Schwyzer Paar zum Pier in Saladan.

Dort bin ich erstmal irritiert, wie sich ein kleines Dive Center wie Apo Dhatu so ein großes Tauchschiff leisten kann. Das klärt sich schnell: Die verschiedenen Tauchschulen hier sind smart genug, bezüglich ihrer Tauchboote und der dazugehörigen Crews zusammenzuarbeiten – in wechselnden Kombinationen. So sparen sie Kosten und die Umwelt freut sich. An Bord sind rund 15 bis 20 Taucher und eine erfreuliche große Zahl an Guides , das spricht für eine gute Betreuung.

Zwei Tauchgänge sind geplant, Ziel sind zwei Sandstein-Felseninseln, Koh Bida Nai und Koh Bida Nok. Die Fahrt dorthin dauert anderthalb bis zwei Stunden, Nichttaucher zahlen dafür auf den Ausflugsbooten richtig Geld. Nach dem Ablegen der MS Lanta Divers gibt es erstmal Frühstück, später werden wir mit Obst, Getränken und, zwischen den Tauchgängen, einem Mittagessen versorgt – wir leben gut.

Die Fahrt an der Küste entlang ist wunderschhön, immer wieder kleine Inseln und schöne Anblicke. Weiter draußen ist eine Zeit lang weniger zu sehen, bis immer wieder, weit entfernt, die oft steil und schroff und manchmal wirklich bizarr aufragenden Kalkstein-Inseln auftauchen, für die die südliche Andamanensee so berühmt ist.

Ich bekomme einen eigenen Guide zugeteilt – beim Tauchen bleiben die Schulen getrennt. Die anderen vier Taucher von Apo Dhatu sind eher Anfänger oder machen sogar gerade erst ihre Prüfungstauchgänge. Ich bin begeistert, denn erstens macht das Tauchen in so kleiner Formation noch mehr Spaß, und außerdem bin ich nach einem Jahr Pause zugegebener Maßen auch etwas nervös. Mat ist Franzose (komisch, ich habe fast immer französische Instructors und Guides) und ein cooler Typ.

Das Völkchen der Tauchlehrer und -guides ist übrigens ein ganz besonderes: Es sind alles Menschen, die um die Welt ziehen über Jahre und meist mal hier, mal da leben und arbeiten. Eine Mischung aus Weltennbummlern, Aussteigern, Idealisten und manchmal auch schrägen Typen. Oft tätowiert, das gehört schon fast dazu. Die Bootscrews sind übrigens immer Einheimische. Ist wohl zu hart, schmutzig und schlecht bezahlt…

Die Fahrt an der Küste entlang ist wunderschhön, immer wieder kleine Inseln und scchöne Anblicke. Weiter draußen ist eine Zeit lang weniger zu sehen, bis immer wieder, weit entfernt, die oft steil und schroff und manchmal wirklich bizarr aufragenden Kalkstein-Inseln auftauchen für die die südliche Andamanensee so berühmt ist.

Die Aufregung steigt, beim Briefing erfahren wir die geplanten Tauchrouten und Bedingungen und was es möglicherweise zu sehen gibt. Wir ankern zuerst vor Koh Bida Nai, die steil, karstig und mit allem möglichen Grün bewachsen, vor uns aufragt. Inseln wie diese habe ich noch nirgends außerhalb Asiens gesehen. Sieht toll aus, mit dem hellen, türkisen Wasser drumherum, dass dann weiter drau0en in Tiefblau übergeht.

Das wirklich Lästige am Tauchen ist die Vorbereitung. Die Ausrüstung zusammenzubauen ist nur nervig, wenn man es nicht sooft und routiniert macht, weil man sich furchtbar konzentrieren muss, um nichts falsch zu machen, denn das ist schließlich lebenswichtig im engsten Wortsinn. Aber richtig lästig finde ich das anziehen: All diese engen Sachen, in die man sich reinzwängt bis hin zu den Flossen. Dann das schwere Equipment, der Bodycheck, ob alles funktioniert. Und zu guter Letzt wackelt man mit der Last und den Flossen wie ein Teletubbie über Deck zum Ausstieg. Wäre das Tauchen nicht so wunderbar, würde ich das sicher schon deshalb längst drangegeben haben.

Der erste Tauchgang ist genauso schön wie der zweite, obwohl die Sicht für hiesige Verhältnisse nicht so kristallklar ist wie meistens. Aber 15 -bis 18 Meter Wunderwelt sind genug. Eine bunte bizarre Welt voller Korallen, Farne, bewachsener Felsformationen – und natürlich all die quicklebendigen Bewohner, die uns so selbstverständlich annehmen, beäugen, mitschwimmen lassen.

Gleich beim ersten Abtauchen sind wir von einem riesigen Schwarm Yellow Snapper umgeben, das ist so schön, dass ich keine Zeit für Nervosität habe. Die eleganten Barracudas, die lustigen Clowns- und Korallenfische, die schrägen Kofferfische, schillernde Papageienfische, schwebende Rochen silberne Barsche, Schwärme von Butterfly– und Surgeon-Fischen extravagante Scorpion- und Lionfische – beide wunderschön, sehr giftig, aber überhaupt nicht am Kontakt interessiert. Und das sind nur ein paar von all den geschmeidigen, bunten, vielfältigen Schuppenträgern, die wir in den nächsten beiden Tagen sehen, die meisten kann ich kaum beim Namen nennen.

Eine Seeschlange begleitetet uns ein Stück des Wegs – auf Abstand, aber mit Interesse. Und wir finden sogar Nudibranches, das sind wunderschöne kleine Nachschnecken in verrückten Formen und Farben, sie sehen aus wie vom Schmuckdesigner, sind schwer zu finden, man muss sehr ruhig tauchen und genau hinschauen.

Da unten gibt es so viele Formen und Farben, wie oberhalb der Wasseroberfläche kaum irgendwo. Es ist einfach immer wieder faszinierend.

Keine Angst, das geht jetzt nicht Seitenlang oder tagelang so weiter, ich beschränke mich auf dieses eine Mal. Natürlich ohne zu vergessen, mich damit zu brüsten, dass ich am zweiten Tag eine Riesenchildkröte entdeckt habe, die sich unter einer großen Koralle schlafen gelegt hatte.

Die Ausbeute – rein optisch und ideal, versteht sich – ist an den beiden Tauchtagen, die ich mit hier auf Lanta gönne, einfach phantastisch. Schön auch mit anderen Tauchern unterwegs zu sein, die Spaß haben, begeistert sind und sich an alle Regeln von gegenseitiger Hilfe bis „Nichts berühren, nichts mitnehmen“ halten.

Am zweiten Tag geht es zu einem gut zwei Stunden entfernten Archipel, das aus vier dieser besonderen Inseln besteht: Koh Haa. Diesmal ist der Chef, Jean Marc, Guide für mich und Stephane, meinen Buddy an diesem Tag. Ich erspare, wie versprochen, allen Nichttauchern weitere ausufernde Schilderungen… es ist einfach immer wieder ein wunderbaren Erlebnis, inklusive der Sensation, sich unter Wasser in ein anderes Wesen zu verwandeln, das sich eben auch ganz anders fortbewegt : mit dem Atem, statt mit Armen und Beinen.

Wir sind jeweils erst gegen 16 Uhr zurück – und ich bin platt. Da braucht es nicht mehr viel zum glücklich und zufrieden sein: Ein abendliches Bad im Meer, eine Massage, ein leckeres Abendessen, ein Bier… Die Welt kann so schön sein!

5. Inseltag

Hühnersuppe zum Frühstück ist eine echte Alternative! Und wenn man die noch nach einem ersten Bad im Meer mit Blick aufś Meer löffeln darf, umso mehr.

Heute ist Inseltag. Dazu habe ich mir einen Roller vom Guesthouse geliehen Er war erstaunlich billig und nach einem Blick auf das Gefährt weiß ich auch warum. Wäre dies nicht unmöglich, würde ich sagen, das Teil ist älter als ich. Eine grüne Rostlaube, allerdings nicht an den entscheidenden Teilen. Eine halbe Rolle Klopapier geht drauf, um die Vogelkacke darauf wenigstens abzuwischen.

Dann gehtś los Richtung Süden, angekommen bin ich ja am Nordende, in Saladan. Aber im Süden gibt es ein paar interessante Ziele. Einen Nationalpark mit Höhle und Wasserfall zum Beispiel. Wasser ist immer magisch für mich, deshalb soll das mein erstes Ziel sein. Ich düse gemächlich die westliche Straße hinunter. Bis kurz vor dem südlichen Ende ist alles bebaut, mal mehr, mal weniger , je nachdem, ob ein Strand in der Nähe ist. Aber bebaut heißt hier nicht zugebaut, alles ist kleinteilig, mit Lücken, ohne Betonkolosse. Die Baumaterialen sind zumeist Holz, Blech, Bambus, Lehm oder eben auch mal Beton.

Angesichts der Zahl der Geschäfte, Imbisse und Restaurants frage ich mich, wie schon so oft in Thailand, wie die alle überleben können. Zwischen all den kleinen Bauten entdecke ich eine winzige Moschee, die ihr Minarett fast verschämt und kaum höher als ein dreistöckiges Haus gen Himmel erhebt. Sieht irgendwie kurios aus. Hier und da gibt es auch ein paar buddhistische Altäre, alles friedlich nebeneinander.

Die Straße ist abenteuerlich: Kilometerweit erstklassig asphaltiert, dann plötzlich eine totale Lochpiste mit losem Schotter oder fiesen Betonrillen in Fahrrichtung. Gen Süden wird die Bebauung spärlicher, die flache Landschaft hügelig bis bergig und alles tiefgrün. Dschungel.

Plötzlich kommt eine Abzweigung zur Tiger Höhle – Khao Mai Kaew. Kurzentscchlossen ändere ich meinen Plan und folge der kleinen Straße, die sich durch die grüne Landschaft schlängelt, durch ein einheimisches Dorf. Leider übersehe ich das unscheinbare nächste Schild und gerate auf Abwege, die immer mehr einer dieser Querfeldein-Motorradpisten gleichen, rein in den Urwald. Schließlich komme ich zu einem einsamen Haus mitten im Wald und ein leicht bekleideter Mensch kommt aus seiner Open-Air-Dusche, kichert und verrät mir, dass ich falsch abgebogen bin.

Ich habe Mühe, das Bike auf dem Pfad zu wenden. Als ich zehn Meter weiter bin, merke ich, dass ich meine Brille verloren habe. Ich laufe zurück und stolpere ganz hässlich. Und falle, mit dem Knie auf eine scharfe Steinkante, die einen tiefen messerscharfen Cut in mein Knie haut. Egal, denke ich, bloß raus aus dem Wald. Schwinge mich auf den Roller und erschrecke eine Viertelstunde später die Leute am Restaurant, wo die Führungen zur Höhle losgehen.

Aber mit Hilfe einer Thai-Oma und eines netten Menschen aus Malta wird mein Bein gewaschen und verarztet. Alles gut. Es tut auch nicht sonderlich weh, glatter Schnitt. Auf gehtś zur Höhle.

Alledings hat wohl keiner damit gerechnet, wie anstrengend die halbe Stunde bis zur Höhle ist. Der Weg geht steil nach oben und ist in keiner Weise gut ausgebaut. Teilweise müssen wir uns an Seilen hochziehen und über mehr als wackelige Holzleitern mit Riesenstufen am Felsen hocharbeiten. Der Schweiß läuft in Strömen, alle sechs Höhlenbesucher keuchen. Und eine kleine grüne Schlange gibt die angemessene Deko. was so alles über den Weg huscht, können wir so schnell nicht erkennen.

Aber der Wald ist wunderschön. Dann kommt die Rangerstation, wir bekommen Kopflampen. Noch ein Stück Geschicklichkeitstraining über Felsblöcke und wir sind endlich am Höhleneingang. Und spätetens hier dürfte die Tour für korpulente Besucher enden, denn der Felsspalt, der als Eingang dient, ist…sehr schmal.

…und was dahinter kommt, zum Teil noch mehr. Es ist eine Art Schlangenmenschenparcour mit integriertem freeclimber training. Ich habe ja schon so einige Höhlentouren gemacht, aber das ist wirklich Extraklasse. Durch enge Felsspalten, über glibberige Felsbrocken, über extreme Leitern. Nichts für Klaustrophobiker noch dazu. Plötzlich glitsche ich aus meinem Schuh…

Ein Blick nach unten erklärt die Sache, mein Knieschnitt ist trotz enger Verpflasterung aufgegangen und das Blut läuft in Strömen. So kann ich nicht weiterklettern, aber allein zurück auch nicht. Also setzen sie mich in einer Minihöhle ab, die zum Glück einen winzigen Spalt zum Himmel hat, und ich muss warten, bis die Anderen nach einer halben Stunde zurückkommen. Gut, dass ich nicht wusste, was für gigantische Spinnen in der Höhle wohnen. Also sitze ich da, versuche mein Knie zu beruhigen und eventuelle tierische Besucher im Auge zu behalten. Schmerzen habe ich überhaupt nicht, zum Glück.

Schließlich werde ich wieder abgeholt. Zum Glück ist die Höhle wohl nicht allzu spektakuär gewesen, sonst hätte ich mich gegrämt. Zurück aus dem Höhlenlabyrinth geht es einen anderen Weg, der noch schwieriger ist. Ich versuche, das Knie möglichst selten zu beugen, damit es nicht wieder blutet. Aber leichter gesagt, als getan. Und kurz vor dem Ausgang bin ich dann kurz vor der Panik. Wir müsssen uns im Liegen durch eine Felsenge schieben…. Aber alles überlebt. Ein paar hundert Fledermäuse sagen in der letzten Biegung auf Wiedersehen und der Berg entlässt uns.

Der Abstieg ist wie zu erwarten noch eine kleine Herausforderung, aber alles halb so schlimm. Wieder in der Zivilsation fahre ich in eine Apotheke, lasse den Schnitt desinfizieren und mit wasserdichtem Pflaster verkleben. Die Apothekerin sagt, baden und tauchen kein Problem, solange mir nichts wehtut. Und seltsamer Weise tut ja nichts weh. Ist eben nur ein blödes Blutgefäss getroffen.

Das Leben geht weiter und meine Erkundungstour auch. Den Wasserfall lasse ich aus, er soll jahreszeitlich bedingt kaum Wasser führen. Und Elefantenreiten im Nationalpark…. da halte ich mich lieber an die Plakate mit der Aufschrift: „Love Elephants? Do not ride!“ Also auf nach Lanta Old Town an der Süd-Ost-Küste. Noch ein ganzes Stück Wegs, aber es lohnt sich. Das winzige Städchen ist sehr hübsch nund beschaulich. Eine Flanierstraße voller Läden und Restaurants scheint auf Horden von Touristen zu warten, führt aber stattdessen ein beschauliches Kleinsststadtleben.

Auch die östliche, zweite Straße von Lanta hat mir eine ganz andere, ziemlich ursprüngliche Seite der Insel gezeigt. Zwar gibts auch hier einige wenige Unterkünfte und Restaurants, aber ich habe kaum Touristen gesehen. Alles ist eher verschlafen und grün. Eben dörfliches Leben mit Hühnern und Kühen auf der Straße. Und dahinter das Meer. Ich schlürfe einen Eiskaffee auf einer Dachterasse in der Altstadt mit spektakulärem Blick aus ein Inselarchipel. Sehr gemütlich und entspannend nach dem Höhlentrip.

Irgendwann trödle ich zurück, gemütlich und auch zufrieden nach einem spannenden Tag, kleine Pannen werden in Kauf genommen. Ein Bad im Meer bei Sonnenuntergang (übrigens ohne irgendwelche Probleme) und ein leckeres Abendessen in einem Restaurant in Klong Kong, dem Nachbarstrandort, ein Chang Bier auf meiner Mini-Terrasse und – Gute Nacht!

4. Koh Lanta – die zweite Chance

Nachdem ich gestern schon beschlossen hatte, dass ich die Insel nicht mag, gebe ich ihr heute noch eine Chance. Nach einem letzten Besuch im Gruselkabinett mit Duschfunktion verhandle ich mit dem Hostelbesitzer Jojo über einen vorzeitigen Abbruch unserer Geschäftsbeziehungen. Wir kommen zu einer friedlichen Übereinkunft mit einem kleinen Bonus für ihn und ich bin frei!

Aber wohin? Ohne Roller, ohne Ortskenntnisse…. und die Orientierung ist hier nicht so einfach. Ich laufe einfach mal Richtung Strandende nach Norden. Da sind teure Resorts, bei den Preisen wird mir schwindlig. Schließlich entdecke ich hinter einem der vielen Restaurants Hütten. Ich weiß nicht, wieso, aber irgendwas zieht mich hierhin. Langer Rede – kurzer Sinn: Kurz darauf bin ich Mieterin einer einfachen, etwas betagten, aber sehr sauberen Hütte mit eigener Dusche! Und bei dem Namen muss es ja klappen: The Thai Cat.

Nach einen Nickerchen und einem Imbiss bin ich wieder guter Dinge und finde auf einmal alles ganz schön: Der endlose Strand ist tagsüber gar nicht so voll, wie befürchtet, die Urlauberschar eher nord- und mitteleuropäisch und ziemlich entspannt. Über andere Strände weiß ich nichts – ist mir auch egal. Und endlich bin ich auch in der Stimmung für ein genüssliches Bad im hellblauen, warmen Meer – mein Lebenselixier.

Am Nachmittag mache ich mich zu Fuß auf den Weg zu der von Berlin aus angepeilten Tauchschule mit dem krytischen Namen „Apo Dhatu Divers„. Es gibt nur zwei große Straßen auf der Westlichen Insel – eine im Osten, die andere im Westen. Ich bin hier in Lanta Yai (das Große Lanta), die belebte Insel, während ihre durch eine große Brücke mit ihr verbundene kleinere, tief bewaldete Zwilligsschwester Lanta Noi (Klein Lanta) ein eher unscheinbares Leben führt. Kleine Geschäfte, Imbisse und Restaurants reihen sich locker am Straßenrand auf. Immer wieder ein freundliches Lächeln von fremden Menschen – Thailand! Straßen wie diese sind ganz typisch für die Inseln hier.

Schweissüberströmt, aber geläutert, finde ich alles auf Anhieb. Die Besitzer der Tauchschule, ein Schweizer Paar aus Genf, kommen auch gerade zurück. Wir sind uns symphatisch und stellen schon mal die für mich passende Ausrüstung zusammen – prophylaktisch, denn morgen will ich mich erst noch aklimatisieren. Das Tauchen ist hier unten ziemlich teuer, soll aber in den Nationalparks hier in der Andamanensee sehr schön sein. Und so muss ich es natürlich ausprobieren.

Mit dem eher dezenten Gesang eines Muezzin im Rücken laufe ich über den Strand zurück – einem abendlichen Bad und dem Sonnenuntergang entgegen. Bei einem frischen Kokos-Shake ordne ich meine Gedanken, bevor ich mir in meinem Hausrestaurant frischen White Snapper vom Grill schmecken lasse. Lanta ist eigentlich ganz schön……

3. Wer sagt, dass es im Paradies immer schön ist?

Der Tag beginnt nach einem Blick auf die Uhr mit der Erkenntnis, dass es wieder ein Morgen ohne das versprochene Gepäck ist. Aber am Mittag geht die letzte Fähre nach Koh Lanta und die will ich unbedingt erwischen. Also ein mittelschwerer hysterischer Ausraster per Telefon (es ist mein 6. Anruf). Aber wirklich Erfolg hat nur der wiederholte Anruf meiner smarten Hostelmanagerin Fai, die thaistyle böse schimpft und droht, dass der Airport meine doppelten Hotelkosten für Phuket und Lanta bezahlen muss, wenn das Gepäck nicht bis 12 Uhr da ist. Und siehe da – plötzlich sind alle ganz sicher, dass es kommt.

Frohen Mutes mache ich mich auf die Suchee nach einem Frühstück und Aloe Vera, um meine total verbrannten Arme zu verarzten. Die haben beim Tag auf dem Bike wie auf dem Grill gelegen und irgendwie habe ich das ausgeblendet…. Noch ein Abschiedsbummel durch das Viertel um die Yaowarat Road und dann heißt es: gespannt warten. Fai hat den allerletzten Platz auf der Fähre nach Koh Phi Phi gebucht, von da aus muss ich dann mit einer kleinen Fähre zurück nach Lanta fahren, um heute noch anzukommen.

12:01 Uhr: Mein Gepäck kommt! Der Bote zeigt mir seine Lieferliste, bei der mein Name, rot unterstrichen, auf Platz 1 steht… Geht doch. Kurz darauf kommt mein Shuttle zum Pier Rassada, wo meine kleine Seereise beginnt.

Zwei Stunden später taucht eine beeindruckende Silhouette vor uns auf: Koh Phi Phi, die wunderschöne Felsen-Urwald-weiße Buchten-Insel, die Leonardo di Caprio und Tilda Swinton mit dem Hollywood-Film „The Beach“ berühmt gemacht haben. Im vergangenen Jahr hat man die Strände für 6 Monate geschlossen, weil sie von den Touristenmassen fast zerstört waren… Leider bleibt keine Zeit für einen kleinen Erkundungsspaziergang, denn wir sind zu spät und der letzte Lumpensammler nach Koh Lanta wartet schon.

Es ist wirklich ein Lumpensammler, keine Ahnung, wie alt der Kahn ist, ich glaube kaum, dass der in Europa noch Passagiere befördern dürfte. Aber die fröhlichen, korpulenten „Schaffnerinnen“ verbreiten gute Laune. Alle tragen Hijab, was daran liegt, dass Lanta eine mehrheitliche muslimische Insel ist. Aber alles sehr moderat und wenig dogmatisch.

Das einzige Pier in Koh Lanta ist winzig, vorallem angesichts der vielen Schiffe, die hier anlegen. Wir koppeln längsseits an ein anderes Schiff an und müssen samt Gepäck über ziemlich wackelige Bohlen und provisorische Bretter über vier andere Schiffe stolpern, um an Land zu gehen. Nach dem Entrichten der sehr moderaten Inselsteuer dürfen wir dann die Insel betreten.

Nach hartem, aber fröhlichem Preis-Feilschen finde ich eine TukTuk-Fahrerin, die bereit ist, mich zu meinem vorgebuchten Guesthouse zu fahren. Sie sieht richtig verwegen aus, mit langer muslimischer Kleidung, Kopftuch und scharfer Ray Ban- Sonnenbrille,wenn sie über den Lenker gebeugt über die Inselstraße fegt. Eine energische und selbstbewusste Frau, wir haben viel Spaß unterwegs. Ich bin bestens gelaunt, auch wenn ich durch die Bäume sehe, dass ich den berühmten Sonnenuntergang verpasse.

Als wir endlich das Aule Guesthouse gefunden haben, sieht sie mich ebenso schräg an, wie ich das Objekt. Es sieht eher nach einem Sperrmüll- Objekt aus. Naja, vielleicht eine schlechte Ansicht, so in der Dämmerung. Ein freundlicher halbnackter Thai-Party-Typ kommt freundlich auf mich zu – der Besitzer. Ich frage mich flüchtig, wer die Fotos für die Website frisiert hat. Mein private room entpuppt sich als mit Bambus und einem Laken von einem Schlafsaal abgetrenntes Kabuff. Bett, Bettvorleger, Moskitonetz, Glühbirne, klappernder Ventilator. Kein Fenster, aber das macht nichts, die Wände bestehen nur aus löchrigem Bambusgeflecht, da kommt genug Licht rein…

Nachdem ich das fleckige Bett neu beziehen lassen habe, setze ich mich erstmal auf selbiges, um mir einzureden, dass alles cool ist. Wie von der Tarantel gestochen fahre ich hoch, weil ich glaube, dass einer hinter mir sitzt, der Raucherhusten hat. Nein, hinter der Wand ist nur die Raucherecke. (Und da wusste ich noch nicht, dass der Typ an Schlafstörungen leidet und bis 4 Uhr morgens da sitzt und hustet, bevor er auf der anderen Seite im Schlafsaal anfängt zu schnarchen.)

Der nächste Schock ist die Gemeinschaftsdusche. Ein dreckiges, schimmliges Verließ, in dem das Duschwasser aus einem aufgeschlitzen siffigen Fussball kommt, den jemand an das Wasserrohr montiert hat. Von der Wand ringelt sich ein fetter, haariger Wurm auf mich zu.

Ich bin nicht übermäßig pingelig und versuche, auf meinen Reisen wirklich zu einem reduzierten Standard zurückzufinden. Aber das ist dann doch zuviel. Und es war gar nicht mal so billig… Aber es ist stockdunkel, ich kenne mich nicht aus, habe keine Vorstellung von der Insel…. für heute Nacht bleibt mir nichts anderen übrig. Morgen werde ich weitersehen und über vorzeitige Vertragsauflösung bitten.

Dermaßen angefressen mache ich mich auf zum 100 Meter entfernten Long Beach, um etwas spazieren zu gehen und zu Abend zu essen. Und schon folgt der nächste Schlag: Dröhnende Bässe künden davon, dass hier The Zone ist, Die Partyzone an diesem 3 km langen Strand. Ich wandere zwanzig Minuten am wunderschönen, dunklen, warmen Meer entlang, um endlich ein nicht Elektro Pop oder Fusion- beschalltes Abendessen zu mir zu nehmen. Und nein, es ist nicht gelogen: Das ist das erste richtig miese Essen, dass ich je in Thailand gegessen habe.

An dieser Stelle beende ich meine Gruselgeschichte mit zwei Nachsätzen: In dieser Nacht ist mir bis sechs Uhr morgens nicht der geringste Schlaf vergönnt. Was bleibt, ist die Hoffnung, das ich mit diesem wundersamen Start auf Koh Lanta garantiert den Tiefpunkt meines Urlaubs erreicht und hoffentlich überstanden habe. Dieses Quartier ist das, was wir Berliner kurz und treffend den Griff ins Klo nennen. Und morgen beginnt der Rest meines Urlaubs.